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Über den Regenbogen

Fußball ist nie unpolitisch und der ungarische Außenminister findet Unisextoiletten unheimlich. Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?

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Guten Morgen!

Auf Ungarisch heißt Regenbogen Szivárvány, auf gut Deutsch signalisiert er, dass sich jemand mit Menschen außerhalb des heterosexuellen Verfassungsbogens solidarisiert. Das ist aus liberaler Perspektive selbstverständlich, aus anderen nicht so sehr, weshalb die rechtspopulistische ungarische Regierung hellauf begeistert war, als der europäische Fußballverband UEFA den Gastgebern der EM-Vorrundenpartie zwischen Deutschland und Ungarn untersagte, die Münchner Allianz Arena in Regenbogenfarben zu beleuchten, weil: Sport ist Sport und also sicher keine politische Veranstaltung. Das kann man natürlich schon so sehen, ist damit aber eher von gestern.

Der sehr heutige ungarische Außenminister Péter Szijjártó ist seinerseits klarer Gegenregenbogenist; nicht umsonst hat seine Regierung gerade ein heftig umstrittenes, LGBT-feindliches Gesetz beschlossen (das unter anderem die Ausstrahlung der allzu homosexuellen „Harry Potter“-Filme erschwert und von Österreichs Europaministerin Karoline Edtstadler erst nach einer erstaunlich langen Nachdenkpause kritisiert wurde). Die weltanschaulichen Hintergründe seiner Haltung hat Szijjártó in einem ausführlichen Gespräch mit profil näher erläutert; unter anderem hält er die Homo-Ehe für „einen Trend, der mir nicht gefällt“ und findet – apropos Transgender-Rechte – „die Tradition von Tausenden Jahren, dass wir Männer und Frauen sind, sollte respektiert werden.“

Die Zeit wird sich wohl trotzdem nicht aufhalten lassen, und man muss sagen: zum Glück. Wohin falsch verstandene, überwutzelte Rollenbilder führen können, führt zum Beispiel die jüngste #MeToo-Welle vor Augen, die nach schwerwiegenden Vorwürfen gegen den Berliner Rapper Samra gerade die deutsche Rap-Szene unterspült. Die bisherigen Debattenbeiträge legen leider nahe, dass so manche übersteigert sexistische Kunstfigur, wie sie im Gangsta-Rap, aber auch im Rechtspopulismus üblich sind, wohl näher am Leben gebaut ist, als für alle Beteiligten gut wäre. Die Menschheit mag über das Münchner Regenbogen-Stadion schon wieder hinweg sein, steinzeitliches Verhalten bleibt aber weiterhin nicht auszuschließen. Zum Trost: ein Lied aus einem Zeitalter, in der es noch keinen Gangsta-Rap gab, aber dafür Marusha.

Wir wünschen Ihnen einen farbenfrohen Donnerstag!

Ihr Sebastian Hofer

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Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.