profil-Morgenpost: Wien-Wahl - Der Klub der Dankbaren

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In Podersdorf am Neusiedlersee befindet sich das traditionsreiche "Gasthaus zur Dankbarkeit". Und es wäre durchaus naheliegend, dass sich ebendort in den nächsten Tagen der Großteil der Spitzenkandidaten der Wien-Wahl einfindet und auf das Wahlergebnis anstößt. Denn fast alle waren am gestrigen Wahlabend "dankbar, sehr dankbar, unglaublich dankbar" - Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Die Grünen), ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel und Christoph Wiederkehr, Chef der Wiener NEOS.

Nur zwei ehemalige Freunde waren nicht gut auf das Wahlergebnis und den jeweils anderen zu sprechen: Dominik Nepp (FPÖ) und Heinz-Christian Strache (Liste Strache). Es dürfte wohl (diesmal aber wirklich) Straches letzte Wahl gewesen sein. "Heinz-Christian Strache wollte der 'Dorn im Auge der politischen Nomenklatura' sein und fiel selbst auf seine Machtphantasien herein", schreibt Christa Zöchling über das patscherte Politikerleben von Strache. Aber auch für Dominik Nepp könnte es gleichzeitig die erste und die letzte Wahl als Wiener FPÖ-Chef gewesen sein. Sein Wahlmotto "Darf’s a bisserl vulgärer sein?" ging offensichtlich nicht auf.

Bleibt noch die Frage: Wie geht es mit dem "Klub der Dankbaren" aus SPÖ, Grüne, ÖVP und NEOS weiter? Bürgermeister Ludwig hat nun neben den Grünen zwei weitere Koalitionsmöglichkeiten. "Möglicherweise wagt er bei der Regierungsbildung eine Überraschung", schreibt Eva Linsinger in ihrem Kommentar über eine mögliche rot-pinke Koalition. Gernot Bauer sieht in den Zugewinnen von SPÖ und ÖVP einen sozioökonomischen Riss in der Stadt, der Wien weiter spalten könnte. Und Chefredakteur Christian Rainer stellt sogar die Frage, ob Bürgermeister Ludwig überhaupt Grund zur Dankbarkeit haben sollte. Trotz der großen Dankbarkeit sind die wichtigsten Fragen also nach wie vor ungeklärt. Wir halten Sie diesbezüglich natürlich bis zur nächsten Print-Ausgabe am Sonntag auf unseren digitalen Kanälen am Laufenden.

Abschließend darf ich Ihnen noch versichern, dass auch wir "dankbar, sehr dankbar, unglaublich dankbar" sind für das rege Interesse an unserer Online-Berichterstattung über den gestrigen Wahltag.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Start in die Woche und bis bald im Gasthaus zur Dankbarkeit.

Stephan Wabl

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