profil vor 25 Jahren

Die "groteske Mords-Jagd" nach Jack Unterweger.

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Nie zuvor sei "die Suche nach einem des mehrfachen Mordes Verdächtigen grotesker, so voller Ungereimtheiten und Widersprüche" gewesen, berichtete profil in der Ausgabe vom 24. Februar 1992 über die "groteske Mords-Jagd" nach Jack Unterweger. Der 1976 zu lebenslanger Haft verurteilte Steirer war 1990 bedingt entlassen und danach als "Häfen-Poet" von vielen gefeiert worden. Als Unterweger neuerlich unter Mordverdacht geriet, floh er in die USA.

Der Fall lege die Vermutung nahe, dass die "wegen zahlreicher ungeklärter Prostituierten-Morde unter Druck geratene Polizei die Flucht nach vorne angetreten hat", schrieb profil und ortete "Pannen, Böswilligkeit und Lust am Rufmord". Denn statt Unterweger "in einer ordentlichen Untersuchung die gegen ihn vorliegenden Indizien (mit dem Risiko, nichts beweisen zu können) vorzuhalten, wurde er durch gezielte Informationen an die Medien damit konfrontiert und zugleich zur Flucht eingeladen". Von profil befragt, warum er "die nötige Nachrichtensperre erst nach öffentlicher Kritik" an seiner Informationspolitik verhängt habe, erklärte SPÖ-Innenminister Franz Löschnak: "Ich habe nur gesagt, dass ab sofort nichts mehr über Ergebnisse hinausgehen darf, die wir erst dem Herrn Unterweger vorhalten müssen, ehe er sie in der Zeitung gelesen hat."