Spieler fordern eine halbe Million von Mr. Green zurück

Mehrere Spieler haben vor Gericht gegen den Glücksspielanbieter gewonnen. Doch das Unternehmen zahlt trotz rechtskräftiger Urteile nur widerwillig.

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Der Anbieter für Sportwetten und Online-Glücksspiele Mr. Green bezeichnet sich selbst als „Gentleman in Grün“. Wenn allerdings ehemalige Spieler in Scharen vor Gericht ziehen, um ihre Verluste zurückzuklagen, dann wird aus dem Gentleman schnell ein Flegel.

profil liegen sieben rechtskräftige Urteile österreichischer Gerichte sowie ein europäischer Zahlungsbefehl vor, die von Spielern erwirkt wurden. Sie alle hatten ihre Spielverluste bei Mr. Green eingeklagt, es geht um über eine halbe Million Euro. Erst zocken, viel Geld verlieren – und dann die Verluste zurückfordern? Rechtlich ist das möglich.

Denn legale Sportwettenbetreiber wie Mr. Green bieten in Österreich Online-Glücksspiele an, ohne österreichische Lizenz wohlgemerkt. Ihr Argument: Ihre Konzessionen aus anderen EU-Staaten gelten auch in Österreich, schließlich herrscht in der EU die Dienstleistungsfreiheit. Das Finanzministerium sieht das anders und bezeichnet die Anbieter schlicht als „illegal“.

Die Gerichte urteilen derzeit im Sinne der Spieler. Doch trotz rechtskräftiger Urteile bekommen nicht alle ihr Geld zurück. Die zwei Spieleranwälte Karim Weber und Johannes Komann sind deshalb kreativ geworden: Sie haben den Zahlungsabwickler von Mr. Green in Österreich ausgeforscht und über Drittschuldnerexekutionen insgesamt 70.000 Euro für drei ihrer Mandanten zurückgefordert.

Nach der erfolgreichen Geldbeschaffung endete die Geschäftsbeziehung zwischen Mr. Green und dem Zahlungsanbieter abrupt – nun müssen die Anwälte einen anderen Hebel suchen, um an die offenen 488.000 Euro von fünf Spielern zu gelangen: „Wir werden den Druck erhöhen. Wir werden auch die Geschäftsführer von Mr. Green persönlich klagen“, kündigt Anwalt Weber gegenüber profil an. Mr. Green ließ eine profil-Anfrage unbeantwortet.

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.