Strolz im Netz: "Was passiert hier"

Eines ist klar: Matthias Strolz ist im Netz der auffälligste heimische Politiker.

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Vergesst die Raps von Heinz-Christian Strache. Vergesst die Pizza von Christian Kern. Vergesst Van der Bellens Videos im Dialekt. All das ist harmlos, verglichen damit, was NEOS-Chef Matthias Strolz auf Instagram aufführt. Er postet die verrücktesten Sachen, zum Beispiel ein Bild der TV-Serie "Friends": Anstelle der Köpfe der Hauptfiguren (Rachel, Monica, Phoebe, Joey, Chandler, Ross) sieht man jeweils das hineinretuschierte Gesicht von Matthias Strolz. Noch steiler: ein Video, in dem der Parteichef zum furchtbaren Discolied "What is love" von DJ Haddaway tanzt -auch hier wurde sein Kopf in das Musikvideo montiert.

Der Instagram-Auftritt ist wie ein beeindruckend schlechter Film - ich bin mir nicht ganz sicher, ob man sich beim Zuschauen schämen sollte oder ob das Gezeigte so gaga ist, dass es durchaus als Kunstwerk durchgehen könnte. Eine Nutzerin schreibt: "Was passiert hier schon wieder." Ein anderer meint: "Egal was er nimmt i will des oh."

Es wäre falsch, diesen Account als triviale Albernheit des Parteichefs abzutun. Das Ziel der NEOS ist offensichtlich, junge Wähler mit steilem, im Netz beliebtem Humor anzusprechen. Die Partei versucht vermutlich, jene Bürger zu erreichen, die mit klassischer Innenpolitikberichterstattung wenig anfangen können. Strolz schaltet auch Werbung für seine skurrilen Beiträge. Das verstörende Video zum Haddaway- Song wird Nutzern gezielt eingeblendet. Zwischendurch streut Strolz auch politische Themen ein: Als die NEOS in den Salzburger Landtag kommen, postet er eine Bildmontage. Diesmal sieht man die berühmte Szene aus "Sound of Music", in der die Hauptdarstellerin auf einer Wiese tanzt und ihre Arme ausstreckt -das Gesicht von Strolz wurde auch hier auf den Körper der Darstellerin retuschiert. Dazu der Politiker: "Nach den 7% in Salzburg fühlt man sich so #soundofneos".

Das ist schon ein schmaler Grat zwischen digitaler Volksnähe und kompletter Peinlichkeit, auf dem Strolz da balanciert. Aber im Zweifelsfall bin ich lieber für zu viel Humor als für zu wenig: Die politische Debatte ist eh viel zu oft viel zu ernst.

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.