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Wann sind Sie das letzte Mal von der Polizei angehalten worden?

Der Jahrestag von George Floyds Tod und #blacklivesmatter: Menschenwürde ist kein Privileg.

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Guten Morgen!

Wann sind Sie das letzte Mal von der Polizei angehalten worden?

Ich zum Glück noch nie. Könnte es an meiner Hautfarbe liegen? Stellen Sie diese Frage einem Afroamerikaner, würde er mit großer Sicherheit zustimmen. Rassistische Neigungen sind selbstverständlich nicht auf die USA beschränkt. Auch in Österreich hält die Polizei People of Color überproportional oft an. Das ergab kürzlich eine Studie der EU-Grundrechteagentur (FRA).

Es gibt viele Gründe, warum die Polizei Menschen anhalten darf: Verkehrskontrollen, Störungen der öffentlichen Ordnung oder verdächtiges Verhalten. Doch „Racial Profiling“, also Diskriminierungen aufgrund der Herkunft oder Hautfarbe, ist nicht nur subjektiv herzzerreißend, sondern auch gesetzeswidrig. Österreich kommt da nicht gut weg. 49 Prozent der „klar identifizierbaren Personen aus Afrika südlich der Sahara“ gaben an, kontrolliert worden zu sein. Die meisten waren zu Fuß unterwegs.

Es war Mord

In den USA führte Diskriminierung bereits oft zu Mord. George Floyd, der Afroamerikaner, der von einem Polizisten erstickt wurde, war nicht der erste, der aufgrund von Rassismus sterben musste. Und er war auch nicht der letzte: Adam Toledo, Daunte Wright, Andrew Brown Jr. fielen seitdem ebenfalls Polizeigewalt zum Opfer.

Das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person ist das fundamentalste Menschenrecht. Anhänger der Black Lives Matter-Bewegung kämpfen nicht um etwaige Privilegien der Weißen, sondern um die Gleichstellung aller Menschen. Sie organisierten sich nach der Ermordung von George Floyd vor einem Jahr und signalisierten an die ganze Welt, dass ihr Leben genauso viel wert ist, wie das einer hellhäutigen Person.

Antirassistisches Manifest

Anlehnend an die Proteste fingen auch Streaming-Plattformen an, das Defizit in der Repräsentierung von People of Color aufzuholen. Neue Produktionen drehen sich um ihre Geschichten und öffnen den Vorhang zu einer oft ignorierten Welt: Schönheit, Sozialisierung, Sklaverei. Die profil-Rezension zur Amazon Prime-Serie "The Underground Railroad" können Sie hier nachlesen.

Dass Menschen mit heller Hautfarbe im Alltag Respekt erfahren sollte kein Privileg sein, sondern eine Selbstverständlichkeit für alle Menschen. Zu oft ist von Privilegien die Rede, wenn Grundrechte gemeint sind. Privilegien sind Sonderregelungen, Ausnahmerechte, und keine Selbstverständlichkeiten. Menschenrechte dürfen damit nicht verwechselt werden. Denn unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder Sexualität ist jeder Mensch vor dem Gesetz gleich.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Artikel 1 der Menschenrechtcharta

Mit dieser Selbstverständlichkeit wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende!

 

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