Der Ort Weißenkirchen von den Weinbergen aus fotografiert. Ein Weingarten im Tal ist eingekreist. Dort könnte ein Feuerwehrhaus gebaut werden.
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Gemeinde plant Feuerwehrhaus auf Gründen von Feuerwehr-Funktionären

Skandal im Tal? Die Wachau-Gemeinde Weißenkirchen will um Millionen ein neues Feuerwehrhaus errichten – dort, wo heute Rebstöcke stehen. Die favorisierten Flächen gehören ausgerechnet Feuerwehr-Verantwortlichen. Optionsverträge stellen ihnen hohe Erlöse in Aussicht.

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Die Weingärten erfüllen alle Wachau-Klischees: Ein paar Obstbäume stehen wie arrangiert zwischen Reben und einer kleinen Straße für Ausflügler. Die Donau liegt nur wenige Hundert Meter entfernt. In die andere Richtung schmiegen sich die typischen Terrassen in die Wachauer Hügellandschaft.

In den Weingärten wächst, wie könnte es anders sein, Grüner Veltliner – noch. Denn genau hier, wo heute Trauben hängen, will die Wachau-Gemeinde Weißenkirchen ein Millionenprojekt errichten. Auf knapp 7000 Quadratmetern könnte ein sogenanntes Sicherheitszentrum entstehen, das Feuerwehr und Polizei unter einem Dach vereinen soll.

Der Plan ist bereits sehr konkret – könnte sich aber zur Weingartenaffäre auswachsen. Die Gemeinde beauftragte eine Projektstudie bei einem auf Feuerwehrhäuser spezialisierten Architekten. Der Bürgermeister hat für die Gemeinde Vorkaufsrechte für in Summe vier Anbauflächen gesichert, die im Falle des Baus umgewidmet würden. Die Ortsvariante hat ein Geschmäckle: Drei der vier Grundstücke gehören zwei hochrangigen Feuerwehrfunktionären, beide sind, typisch Wachau, Winzer. Ein Teilgrundstück wechselte erst vor wenigen Jahren den Besitzer und wäre im Falle des Verkaufs plötzlich das 17-Fache wert.

Ein Weingarten in Weißenkirchen in der Wachau, davor ein paar Obstbäume.
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Im Weingarten der Funktionäre

Auf den Anbauflächen hinter den Obstbäumen könnte das Feuerwehrhaus entstehen. Die Gründe gehören zwei Funktionsträgern der örtlichen Feuerwehr. Optionsverträge mit der Gemeinde sichern ihnen dafür 120 Euro pro Quadratmeter zu. Ein Gutachten wurde zur Ermittlung des möglichen Kaufpreises aber nicht eingeholt. Warum?

Der Fall erinnert an den Grundstücksdeal des einstigen Gemeindebundpräsidenten Alfred Riedl, immer noch Bürgermeister in Grafenwörth, das nahe der Wachau liegt. Der Politiker profitierte persönlich von einer Umwidmung in seiner Gemeinde. Weißenkirchens ÖVP-Bürgermeister Christian Geppner beteuert, er habe bei Riedl „keinen Kurs“ zu Widmungen besucht. Tatsächlich hätte nicht er einen Vorteil von dem Geschäft, sondern die Feuerwehrleute.

Projektstudie eines neuen Feuerwehrhauses in Weißenkirchen in der Wachau
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Projektstudie des Feuerwehrhauses

Auf knapp 7000 Quadratmeter Grundfläche könnten die Feuerwehr und die örtliche Polizei untergebracht werden.

Vorneweg: Rechtlich wäre der Deal wohl in Ordnung. Die Fragen, die sich allerdings aufdrängen: Warum forcieren Feuerwehr und Gemeinde ausgerechnet diese Grundstücke? Wieso ließ die Gemeinde den Wert der Grundstücke nicht per Gutachten bestimmen, bevor konkrete Kaufpreise vertraglich festgeschrieben wurden? Und handelt die Kommune damit im Sinne der Sparsamkeit?

Jakob Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef und seit 2025 Mitglied der Chefredaktion bei profil. Gründete und leitet den Faktencheck faktiv.