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Wie Corona Österreich spaltet

Über das Ost-West-Gefälle in Österreich, und warum Solidarität und Zusammenhalt auch in der Corona-Pandemie regieren sollten.

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Letztes Wochenende war ich zum Abendessen in einem Restaurant. Was für die Ostösterreicher unter Ihnen jetzt nach Fake News klingt, dürfen wir Vorarlberger seit letzter Woche Montag. Die Gastronomie-Erfahrung vermittelte zumindest für ein paar wenige Stunden den Eindruck einer Normalität: Ein Raum voller Bekannter; Fremde schlossen Freundschaften über zwei Meter Abstand hinweg. Um 19:55 Uhr war es schon wieder vorbei mit dieser Normalität. Und auch die Sonne und Gastronomie genießenden Bregenzer werden nur einen Kilometer weiter nördlich durch das Corona-Sperrgebiet Leiblachtal an eine möglicherweise für alle bald wiederkehrende Realität erinnert.

In dieser harten Realität finden sich die Ostösterreicher spätestens mit 1. April wieder, wenn Lockdown Nummer vier ansteht (oder war es Nummer fünf? Sechs?). Ähnlich wie bei der Öffnung der Skigebiete macht sich hier ein weiteres Mal das Ost-West-Gefälle in Österreich bemerkbar. Und ähnlich wie bei den Covid-Impfungen kommt eine Neid-Thematik auf, die stark auf eine emotionale Ebene abweicht. Denn wenn man sich die Zahlen und Fakten ansieht, hat Vorarlberg nach zwei härteren Wellen eine dritte Welle (wie derzeit in Wien sichtbar) bisher vermeiden können. Und so sollte eine Öffnung der Gastronomie und weiterer Lebensbereiche in einer Region bei gleichzeitiger Schließung derselben in einer anderen leicht nachvollziehbar sein.

Doch die Erfahrung aus dieser Pandemie zeigt leider, dass Solidarität und Zusammenhalt nicht immer regieren: Beim Impfen wird gedrängelt, Corona-Partys gibt es jedes Wochenende, genauso wie Corona-Demonstrationen. Christa Zöchling spricht in dem Zusammenhang auch von einer Zornsammelstelle.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin auch corona-müde. Aber diese Pandemie können wir schneller in den Griff bekommen, wenn wir alle an einem Strang ziehen (natürlich mit der 2-Meter-Distanz zwischen uns).

Ein baldiges Ende der Maßnahmen wünscht Ihnen

Isabel Russ

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Isabel Russ

Isabel Russ

Zuvor in der Startup-Szene tätig, u.a. beim Venture Capital Fonds Speedinvest und als selbstständige Beraterin im Bereich Startup-Investments und Digitalisierung. VWL und Finance Studium. Durch Studium und Beruf umzugserfahren: vom Bodensee nach Freiburg, Warwick, St. Gallen und Zürich, Shanghai, Wien, San Francisco, Berlin und nach über 10 Jahren wieder zurück an den Bodensee.