#brodnig: Hilfe, E-Mail!

Wie wir an unserem digitalen Posteingang scheitern - und uns Software helfen kann.

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Ich finde es immer wieder unterhaltsam, wie E-Mails uns Menschen überfordern. Die E-Mail-Technik wurde im Grunde schon in den 1970er-Jahren erfunden. Sie ist also länger auf der Welt als ich. Und obwohl die gute alte E-Mail eigentlich seit Jahrzehnten zur Büroausstattung gehört, passieren immer wieder dieselben Fehler:

Der beliebteste ist - und da bin ich keine Ausnahme -, E-Mails ohne Anhang abzusenden. Werte Leserin, werter Leser: Falls Sie noch nie versehentlich eine Nachricht ohne Attachment abgesendet haben, schreiben Sie mir bitte dringend eine E-Mail. Ich glaube nicht, dass so ein Wunderwuzzi existiert.

Der zweite Fehler ist ebenfalls ein Klassiker. Im Text schreibt man: "Ich setze meinen Kollegen Hannes ins CC." Und dann vergisst man, Hannes hinzuzufügen. Ich glaube, uns passiert dieser Fehler, weil wir Menschen in Wirklichkeit E-Mails hassen. Wir sind so froh, wenn eine Nachricht fertig ist, dass wir sie manchmal zu schnell wegschicken. Denn ganz ehrlich: E-Mails rauben uns viel zu viel Zeit.

Obwohl die E-Mail schon mehr als 40 Jahre alt ist, scheint unser Umgang damit nicht wirklich ausgereift zu sein.

Das führt mich zum dritten und schlimmsten Fehler: Belanglose Massen-E-Mails. Wenn man in einem Büro mit gut 70 Mitarbeitern die Nachricht aussendet: "Hallo, ich habe heute mein Joghurt nicht gegessen. Möchte es wer haben?" Das Allerschlimmste sind Kollegen, die dann coram publico auf diese Frage antworten. Es gibt nur wenige Gründe, E-Mails an die ganze Belegschaft zu senden - und eines sollte klar sein: Das übrig gebliebene Joghurt gehört nicht dazu.

Obwohl die E-Mail schon mehr als 40 Jahre alt ist, scheint unser Umgang damit nicht wirklich ausgereift zu sein. Wenigstens die Technik wird klüger. Tools wie Gmail oder Thunderbird warnen bereits davor, wenn im Text von "Anhang" die Rede ist, doch die E-Mail keinen Anhang hat. Genial! Und Google erlaubt einem mittlerweile sogar, E-Mails ein paar Sekunden nach dem Absenden wieder zurückzuholen. Man muss nur die Funktion "E-Mails zurückrufen" aktivieren und kann bis zu 30 Sekunden nach Absenden eine Nachricht zurückholen -und weiter bearbeiten. Das ist praktisch, wenn man in der Sekunde des Absendens einen Fehler bemerkt.

Ich fürchte: Wir Menschen kommen mit E-Mails einfach nicht zurecht - und unsere einzige Hoffnung ist, dass uns Technik vor dieser Inkompetenz schützt.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter [email protected] facebook.com/brodnig twitter.com/brodnig

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.