Wilhelm Brauneder, Leiter der am Dienstag eingesetzten blauen Historikerkommission

Historikerkommission: Wilhelm Brauneder im Porträt

Die FPÖ hat einem der Ihren den Auftrag für die Aufarbeitung der Parteigeschichte erteilt: Wilhelm Brauneder, der Leiter der am Dienstag eingesetzten blauen Historikerkommission, stand jahrelang im Dienst der Freiheitlichen Partei.

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Zwischen 1994 und 1999 saß er auf einem blauen Ticket im Nationalrat, von 1996 bis 1999 war er auch Dritter Präsident des Hohen Hauses.

Der am 8. Jänner 1943 in Mödling geborene Brauneder studierte in Wien Rechtswissenschaften, 1965 promovierter er zum Doktor, danach hängte er noch ein Studium der Staatswissenschaften an. Nach praktischer Juristentätigkeit arbeitete er ab 1967 als wissenschaftlicher Assistent an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. 1977 wurde er außerordentlicher Universitätsprofessor in Wien, drei Jahre später ordentlicher Professor für Österreichische Rechtsgeschichte. Von 1987 bis 1989 war er Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät.

In die Politik kam Brauneder über den 1971 von Norbert Steger, Friedhelm Frischenschlager und anderen gegründeten liberalen "Atterseekreis". Ein politisches Mandat erhielt er erstmals 1989 als Gemeinde- und Stadtrat in seinem Wohnort Baden bei Wien. Im November 1994 zog der spätberufene Freiheitliche (Jörg Haider hatte noch 1992 erklärt, dass Brauneder kein Parteimitglied sei) in den Nationalrat ein, 1996 wurde er zum Dritten Präsidenten gewählt.

Großer Wirbel und Wahl ins Nationalrats-Präsidium

Die Wahl ging nicht reibungslos über die Bühne, Brauneder kam erst in zweiten Wahlgang zum Zug, nachdem die ÖVP es abgelehnt hatte, Herbert Haupt ihre Stimme zu geben. SPÖ, Grüne und das Liberale Forum verweigerten damals überhaupt, einen FPÖ-Kandidaten zu wählen. Grund dafür waren die zuvor bekannt gewordenen Aussagen des damaligen FP-Chefs Jörg Haider im Kreis ehemaliger SS-Angehöriger beim Ulrichsbergtreffen 1995, bei dem er seine Zuhörer "anständige Menschen mit Charakter" genannt hatte.

Die Wahl Brauneders ins Nationalrats-Präsidium wurde dann auch von heftigen Protesten von SPÖ und Grünen begleitet. So kritisierten die Parteien etwa Brauneders Tätigkeit als Autor der rechtsextremen Zeitschrift "Aula". Auch habe Brauneder in seiner Zeit als Dekan der Juridischen Fakultät Veranstaltungen des deutschen Rechtsextremisten Reinhold Oberlercher genehmigt, bei der "Gottfried Küssels Nazi-Partie den Saalschutz besorgte", wie etwa der damalige SP-Klubobmann Peter Kostelka monierte.

In jüngerer Zeit öffentlichkeitswirksam in Erscheinung getreten war Brauneder etwa im Juni 2014 beim Burschenschafter-nahen und von linken Organisationen kritisierten "Fest der Freiheit" im Wiener Innenstadtpalais Palffy. Er war von der damals neu gegründeten "Forschungsgesellschaft Revolutionsjahr 1848" geladen worden, um vor rund 200 Gästen über den Vormärz (Titel: "Die Grenzen der Freiheit - Metternich 2.0") zu referieren. Seine Nähe zur Partei zeigte der verheiratete Vater zweier Kinder im Jahr 2016, als er dem 60-Jahr-Jubiläum der FPÖ beiwohnte.

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