Erneuerbare Energie

Bitte spülen! Energie aus Abwasser

Aufs WC gehen und dabei saubere Energie gewinnen, das geht. In Österreichs Kanälen und Kläranlagen schlummern enorme Mengen Heizwärme, die man nur anzapfen müsste. Erste wegweisende Projekte gibt es bereits.

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Gedrungen und eher dick steht er nun da, der 60 Meter hohe Glasturm in Wien-Meidling an der U4. 20 Jahre und viele Einsprüche hat es gedauert, bis im vergangenen Dezember das sogenannte Vio Plaza eröffnet werden konnte. Die Neubebauung der Komet-Gründe war wohl eines der umstrittensten Projekte der jüngeren Vergangenheit in der Bundeshauptstadt. Eine umtriebige Bürgerinitiative sowie die Unesco hatten dafür gesorgt, dass der Turm die Hälfte seiner ursprünglich geplanten Höhe eingebüßt hat.

Von Kritikerinnen und Kritikern wird er als „architektonisch völlig anachronistisch“ beschrieben. Besonders heftig wird dem Projekt angekreidet, dass in Zeiten der Erderhitzung die Errichtung derartiger Gebäude, die nur mit enormem Energieeinsatz geheizt und gekühlt werden können, nicht mehr zeitgemäß sei. Doch aller Schelte zum Trotz kann das Vio Plaza auch ein recht innovatives Konzept der Wärme- und Kälteerzeugung vorweisen: Hier wird mit Abwasser aus dem Kanal geheizt und gekühlt.

Rund 50 Prozent des weltweiten Energiebedarfs entfallen auf Heizen, Kühlen und Warmwasserbereitung. Dabei kommen zum überwiegenden Teil fossile Energieträger zum Einsatz. Obwohl weltweit enorme Mengen bis dato nicht verwendeter erneuerbarer Energie im Untergrund schlummern, die man nur anzuzapfen bräuchte. Jedes Mal, wenn wir duschen oder auf der Toilette waren, den Geschirrspüler oder die Waschmaschine betätigen, erzeugen wir erneuerbare Energie. Noch fließt sie fast überall ungenutzt in den Kanal und später in die Kläranlagen. Das soll sich nun ändern.

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort und ist Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).