Gernot Bauer

Das Ende des Gabismus

Kommentar. Burgstaller hat verloren, weil sie die Vertrauenswürdigkeit und damit das Kernkapital der SPÖ verspielt hat

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Ohne Gabi ist die Partei nix. Jene offenen Wähler, die vor neun Jahren erwartungsfroh für einen Wechsel votierten, entzogen Burgstaller diesmal aufgrund politischen Totalversagens wieder die Zustimmung. Zurecht: Ein Landeshauptmann – wenn auch nicht ressortzuständig – muss die Grundrechnungsarten des Regierens wie Budget und Finanzen beherrschen, publikumswirksamere „weiche“ Politik à la „Ich bin die Gabi, erzählt mir, wo der Schuh drückt“ kommt erst danach.

Die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic scheiterte 2005 ebenfalls an ihrem Unvermögen, tickende Zeitbomben – auch in ihrer eigenen Partei – zu erkennen und zu entschärfen. Burgstaller und Klasnic zeichneten sich als Landeschefs durch ähnliche Eigenschaften aus: sympathisch, authentisch, volksnah, kommunikativ. Die Lehre aus beiden Fällen: „soft skills“ allein reichen nicht für ein Spitzenamt, Handwerk geht vor Beiwerk.
Wer wie Burgstaller in politisch volatilen Zeiten immerhin neun Jahre Landeshauptfrau war, kann politisch nicht ganz gescheitert sein. Sie hat das Land in manchen Bereichen modernisiert. Die große visionäre Geschichte über die Rolle Salzburgs im globalisierten 21. Jahrhundert konnte sie nicht entwickeln.

SPÖ-Chef Werner Faymann kassiert in Salzburg im Superwahljahr bereits die vierte Niederlage – nach Wehrpflicht-Referendum, Niederösterreich und Tirol. Das Generalthema der SPÖ „Gerechtigkeit“ zieht bei den Wählern noch nicht. Vielleicht auch, weil gerade in roten Bundesländern Casinokapitalismus (Salzburg), Sozialabbau (Steiermark) sowie Wohnungsnot, prekäre Arbeitsverhältnisse und Teuerungen (Wien) Realität sind, mit der rote Ideologie und 1.-Mai-Propaganda nun mal häufig kollidieren. Auch Werner Faymann hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Und im Gegensatz zu Gabi Burgstaller verfügt er über mangelhafte „soft skills“.

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Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.