
Fünf positive Entwicklungen im Kampf gegen die Erderhitzung
Gute Nachrichten ausgerechnet in Sachen Klimaschutz und Klimawandelanpassung? Ja, die gibt es. Vorneweg: Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass Extremwetterereignisse in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen, die Erderhitzung allen Klimazielen davoneilt. Dennoch: Die Dringlichkeit des Problems ist in Österreichs Bevölkerung längst angekommen. Laut einer Studie des Foresight Instituts für Arnold Schwarzeneggers Klimainitiative sehen drei von vier Österreicherinnen und Österreicher die Klimakrise als zentrale Herausforderung unserer Zeit.
Und auch die Abkehr von Klimazielen des US-Präsidenten Donald Trump habe zwar eine „schlechte Signalwirkung“, sagte Klimaforscher Marc Olefs vor einigen Wochen im profil-Interview, aber „auch er kann den Vormarsch erneuerbarer Energien nicht stoppen“. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Maßnahmen gegen die Erderhitzung wirtschaftlich immer stärker durchsetzen, in manchen Bereichen ihrem fossilen Pendant bereits heute überlegen sind. Fünf Entwicklungen zeigen, welche Mittel die Erderhitzung bremsen können – und was sie bewirken.
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Erneuerbare Energie
Als Mitte der 1950er-Jahre das erste Photovoltaikpanel gebaut wurde, galt die Technologie als teuer und wenig effizient. Aus einem Wirkungsgrad von sechs Prozent sind inzwischen über 20 Prozent geworden, das bedeutet eine Verdreifachung der Stromerzeugung bei gleichbleibender Größe der PV-Anlage. Und während Module früher nur auf Raumsonden oder entlegenen Forschungsstationen installiert wurden, befinden sie sich heute auf rund jedem sechsten Einfamilienhaus in Österreich.
Nicht nur dort, weltweit ist der Ausbau erneuerbarer Energien auf dem Vormarsch: Über 90 Prozent der 2024 neu errichteten Kraftwerke produzieren Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Hauptverantwortlich dafür ist China – trotz weiterem Kohlekraftwerks-ausbau hat das Land sein Ausbauziel für Wind- und Solarenergie für 2030 bereits Ende 2024 erreicht. Auch Indien, das bevölkerungsreichste Land der Welt, legt vor: Mehr als die Hälfte der dort installierten Stromkapazität stammen aus nichtfossilen Quellen. In Europa decken Erneuerbare bereits über 45 Prozent des Strombedarfs. Tendenz: steigend.
Emissionsrückgang im Straßenverkehr
Über Jahrzehnte hinweg war der Pkw-Verkehr mitverantwortlich für den Anstieg der klimaschädlichen Emissionen im Verkehrssektor – dem einzigen großen Bereich, in dem die Emissionen seit 1990 gestiegen sind. Doch derzeit zeichnet sich ein Trendwechsel ab: In Europa waren 2024 rund ein Fünftel aller Neuwagen rein elektrisch. Norwegen zeigt seit Jahren vor, wie Dekarbonisierung im Verkehr funktioniert. Knapp 90 Prozent aller Neuzulassungen entfallen im Jahresschnitt auf E-Autos, selbst in entlegenen Regionen setzt man dort heute auf Stromfahrzeuge.
Hält die Politik an beschlossenen Maßnahmen und Flottenzielen fest, dann könnten die Emissionen aus dem Straßenverkehr ab heuer sinken. Für Europas größten Autohersteller, Volkswagen, steht die Richtung ohnedies fest: „Die Zukunft gehört dem E-Auto“, sagte VW-Entwicklungschef Kai Grünitz kürzlich im Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“.
Elektroautoboom
In Norwegen sind Elektroautos nicht mehr aus dem Straßenbild wegzudenken. Mit Spitzenquoten über 90 Prozent der Neuzulassungen fahren in Norwegen mittlerweile nicht nur in Oslo (Bild) Elektroautos, sondern mittlerweile auch in den entlegensten Regionen des Landes.
Erfolgreiche Klimaklagen
Vor zehn Jahren verpflichtete ein niederländisches Gericht das Land per Menschenrechtsurteil, seine Emissionen schneller zu senken. Die Argumentation, die Niederlande würde als kleines Land nur wenig zu den globalen CO2-Emissionen beitragen – ähnlich wie kürzlich erst der deutsche Kanzler Friedrich Merz argumentierte –, wies das Gericht zurück: Jede Emissionsminderung helfe, gefährlichen Klimawandel zu verhindern, und reiche Industrieländer müssten Vorreiter sein.
Seitdem folgten weitere Urteile, etwa 2021 jenes des deutschen Bundesverfassungsgerichts, das Teile des Klimaschutzgesetzes wegen Verletzung künftiger Freiheitsrechte kassierte, oder die „KlimaSeniorinnen-Klage“ in der Schweiz vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Nicht alle Klimaklagen gehen zugunsten der Kläger aus, Expertinnen und Experten sehen darin dennoch ein Mittel, Staaten und Unternehmen stärker in die Verantwortung zu nehmen.
Städte passen sich an die Klimakrise an
Bewohnerinnen und Bewohner von Städten kennen das Phänomen: Wenn es tagsüber Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius hat, Häuser und Straßen auch in der Nacht Wärme abstrahlen und die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt – dann spricht man von einer Tropennacht. Wie man als Großstadt gegensteuern kann, zeigt Paris: Die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo lässt dort Asphaltflächen aufreißen und Bäume pflanzen. Begrünt werden auch Dächer und Fassaden. Laut dem französischen Wetterdienst Météo France zeigen diese Maßnahmen bereits Wirkung. In einzelnen Straßen und Vierteln seien die Temperaturen dadurch um ein bis vier Grad Celsius gesunken.
Aber nicht nur Begrünung hilft, Wohnungen zu kühlen: Immer öfter setzen Bauträger beim Neubau auf Deckenkühlung – sie funktioniert umgekehrt wie eine Fußbodenheizung. Auch das trägt dazu bei, trotz zunehmender Hitze auf eine Klimaanlage verzichten zu können.
Innovationen aus Österreich
Der oberösterreichische Stahlkonzern voestalpine ist allein für fast zehn Prozent der CO2-Emissionen hierzulande verantwortlich. Damit soll spätestens 2050 Schluss sein. Ab 2027 soll an den Standorten Linz und Donawitz jeweils ein Elektrolichtbogenofen einen vorhandenen Hochofen, betrieben durch Koks, ersetzen. Laut dem Unternehmen lassen sich damit rund ein Drittel der bisherigen CO2-Emissionen einsparen, das entspricht etwa vier Millionen Tonnen pro Jahr.
Als Teil dieser Transformationsstrategie hat die voestalpine in Donawitz die weltweit erste wasserstoffbasierte Schiene produziert. Sie besteht aus Schrott und wasserstoffreduziertem Reineisen. Laut voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner unterscheidet sich die Schiene in ihrer Härte und Verschleißfähigkeit nicht von Schienen aus konventionell erzeugtem Stahl.
CO2-Emissionen 2024 in Österreich rückläufig
Nach Redaktionsschluss veröffentlichte das Umweltbundesamt seine aktuellsten Berechnungen zu den CO2-Emissionen in Österreich: Demnach sind die Emissionen im Jahr 2024 um 2,6 Prozent gesunken. Der dritte Rückgang in Folge. „Die aktuellen Berechnungen zeigen für 2024 einen weiteren Rückgang der Treibhausgas-Emissionen. Wir sehen auch, dass Klimaschutz wirkt, unabhängig von milder Witterung und Konjunktur“, sagt Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamts in einer Aussendung.