Das Team von "Jetzt" im Wiener Funkhaus.

Medien-Gründung „Jetzt“ mit Startschwierigkeiten

Das Medien-Start-up „Jetzt“ erreicht trotz einer aufwendigen Kampagne nur mit Müh und Not seine Crowdfunding-Ziele. Kurz darauf geht die Chefredakteurin. Was läuft da schief?

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Florian Novak ist immer noch im Kampagnenmodus. „Ich kann dir versichern: An unserer Vision von ‚Jetzt‘, wie wir sie versprochen haben, halten wir unerschütterlich fest: ‚Jetzt‘ wird unabhängige Informationen liefern – weil die Redaktion unabhängig arbeiten kann. Wir sind überzeugt: Der Bedarf an Journalismus, der einordnet und erklärt, ist größer denn je“, schreibt der Unternehmer am Mittwoch dieser Woche in seinem Newsletter.

Das geht seit Monaten so. Novak und sein Team beschränken sich aber nicht darauf, „unabhängigen“ und „faktenbasierten“ Journalismus anzukündigen. Sie wollen „Fels in der Brandung der Nachrichtenflut“ sein und nichts weniger als „Grundlagen für eine liberale Demokratie“ liefern. Das, noch bevor „Jetzt“ eine einzige Story publiziert hat. Der Enthusiasmus der Unternehmensgründer wurde zuletzt gedämpft: Noch vor dem Start hat die Chefredakteurin wegen Differenzen mit Herausgeber Florian Novak hingeschmissen, enttäuschte Mitglieder haben ihre Abos gekündigt – und auch sonst läuft kaum etwas rund.

Das Vorbild aus Dänemark hatte Mut gemacht. Das 2016 gegründete Digitalmedium „Zetland“ war bereits nach drei Jahren profitabel und hat heute mehr als 40.000 zahlende Mitglieder. Das Konzept: Die Inhalte gibt es nur für Mitglieder über die App. „Zetland“ liefert einen Nachrichtenüberblick und zwei ausführliche Eigenrecherchen am Tag, stets als Text- und Audioformat. Der direkte Kontakt mit der Community, unter anderem in moderierten Foren mit Klarnamenpflicht, ist Teil der Strategie. Die Redaktion sucht den ständigen Austausch „auf Augenhöhe“ mit den zahlenden Mitgliedern.

Auch der „Zetland“-Ableger „Uusi Juttu“ in Finnland war aus dem Stand erfolgreich. Die für den Start notwendigen 5000 zahlenden Mitglieder wurden im Herbst 2024 innerhalb weniger Tage erreicht. Als das Medium den Betrieb im Jänner 2025 aufnahm, waren es schon mehr als 13.000.

„Zetland“ gibt Software, ein fertiges redaktionelles Konzept und Kampagnenerfahrung gegen eine Lizenzgebühr weiter. Warum sollte das also nicht auch in Österreich funktionieren?

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur.