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Perg: Das Kaff der guten Hoffnung

Die meisten Österreicher kennen die Mühlviertler Gemeinde Perg höchstens vom Vorbeifahren. Dabei machen sie dort einiges richtig.

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Auf der Höhe von Perg würde man nicht unbedingt vermuten, dass die Bundesstraße 3 von Touristikern als „österreichische Romantikstraße“ vermarktet wird. Hier im unteren Mühlviertel heißen die Sehenswürdigkeiten Hervis, Fussl und McDonald’s (Neueröffnung!).

Das Fachmarktzentrum am Ortsrand. Ein Zentrum, das völlig dem Straßenverkehr untergeordnet ist. Gewerbegründe zwischen Maisfeldern. Man kann es nicht anders sagen: Perg ist ein raumplanerischer Alptraum. Und trotzdem funktioniert die Gemeinde nicht nur, sie wächst seit Jahrzehnten ununterbrochen und steht auch wirtschaftlich stabil da. Außerhalb von Oberösterreich weiß kaum jemand, wofür Perg steht oder ob es überhaupt für etwas steht. Vielleicht ist es das: Gemeinschaftssinn.

Die Hälfte aller Gemeinden in Österreich sind sogenannte Abgangsgemeinden, sie können den laufenden Betrieb nicht aus eigener Kraft finanzieren und brauchen Zuschüsse aus den Landesbudgets. Selten aus eigenem Verschulden. Gemeinden haben kaum Möglichkeiten, Geld einzunehmen. Dafür sind sie verpflichtet, eine ganze Reihe von Aufgaben zu übernehmen: Abfallwirtschaft, Bau und Erhalt von Schulen und Kindergärten oder Straßeninstandhaltung. Und während die Kosten mit der Inflation gestiegen sind, stagnieren die Einnahmen. In Oberösterreich haben 2024 bereits 140 Gemeinden im Rahmen des Härteausgleichs Geld vom Land gebraucht, um das Defizit auszugleichen. Heuer dürften es deutlich mehr werden.

Perg wird nicht dazugehören.

Wenn Bürgermeister Anton Froschauer (ÖVP) Besuchern seine Stadt zeigt, macht er das vom Fahrersitz seines silbernen Volvos aus.

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur.