Telekom Austria: Der Direktor und sein Häferl

Telekom-Manager Alejandro Plater verdutzte die Belegschaft bei einer Videokonferenz jüngst mit einem "Familiengeschenk".

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Es war einmal ein Eklat. Ende 2015 hatte Alejandro Plater, damals Vorstandsvorsitzender A1 Telekom Austria Group, eine Firmenweihnachtsfeier unter anderem dazu genutzt, vor Kolleginnen und Kollegen einen „Gynäkologen-Witz“ zu erzählen. Zur Empörung der Anwesenden. Nachdem einige den damaligen Finanzminister und Telekom-Eigentümervertreter Hans Jörg Schelling (die Republik hält 28,4 Prozent der Telekom-Anteile) angeschrieben hatten, musste Plater sich bei den eigenen Leuten entschuldigen. Der „Kurier“ machte den „Pussygate“ genannten Vorfall seinerzeit öffentlich.

Nun ist wieder etwas passiert: Sonntagabend ereilte die Redaktion ein kurzes Video über eine anonyme E-Mail-Adresse. Der Clip zeigt den nunmehrigen Telekom-COO Plater („Chief Operating Officer“) bei einer Videokonferenz, man sieht ihn, hört ihn aber nicht. Die Bilder sind teils geloopt.

Plater hält für einen Moment eine Tasse in die Kamera, auf welcher, nunja, weibliche Brüste aufgemalt sind.

Nach profil-Recherchen entstand der Mitschnitt Freitag vergangener Woche, anlässlich des wöchentlichen „Café Talk“, den Alejandro Plater für leitende Mitarbeiter abhält. Bei dem Meeting sollen 100 bis 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter online gewesen sein. Plater soll darauf hingewiesen haben, dass die Tasse ein „Gag“ seiner Frau gewesen sei.

Was sagt die Telekom Austria dazu? profil fragte bei Konzernsprecherin Livia Dandrea-Böhm nach. Deren Antwort: „COO Alejandro Plater hat seit Ausbruch der Corona-Krise eine wöchentliche Videokonferenz von seinem Homeoffice, die allen MitarbeiterInnen und Mitarbeitern im Konzern offensteht. Aus diesem Videocall stammt das Ihnen zugespielte Video, wobei dies ein Zusammenschnitt bzw. ständige Wiederholung einiger Momente am Anfang ist. Nachdem Herr Plater am Anfang selbst bemerkt hatte, dass die Tasse nicht passend ist, sprach er es offen an, entschuldigte sich und achtete darauf, dass die Tasse während des restlichen Calls nicht mehr im Bild war. Die private Tasse ist ein Familiengeschenk, es sollte natürlich weder unhöflich oder anstößig wirken.“

Update 19. Mai, 16.30 Uhr: Die Telekom hat im Nachgang zu ihrer gestrigen Stellungnahme eine zweite, etwas abweichende übermittelt. Hatte es gestern geheißen, Plater habe gemerkt, dass die Tasse "nicht passend" sei, sich bei seinen Leuten entschuldigt und diese anschließend nicht mehr ins Bild gehalten, heißt es nun: "Die vermeintlich ,sexistische' Tasse hat einen ernsten Hintergrund. Sie gehört zur Feminisierungskampagne 'BoobArt' von Urban Outfitters, sie ist Teil einer Kollektion. Das Unternehmen hat rund um die 'me too'-Bewegung eine Kollektion aus 'Boobs' herausgegeben, um genau das Gegenteil aufzuzeigen von dem, was jetzt geschrieben wird." In diesem (und nur in diesem) Kontext sei das zu sehen. So gesehen wollte Plater ein feministisches Statement setzen. Warum er dieses dann aber als "nicht passend" empfand und sich dafür entschuldigte, geht aus der zweiten Stellungnahme nicht hervor.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.