Warum Wien zu Europas Krypto-Mekka wird
Österreich stand bei Ben Zhou ganz unten auf der Liste. Als der Gründer der Handelsplattform Bybit nach einem Standort in der Europäischen Union suchte, hatte er zunächst Lettland, Litauen, Malta und die Niederlande ins Auge gefasst. Dass die zweitgrößte Kryptobörse der Welt ihr Europa-Hauptquartier nun doch im DC Tower in Wien-Kaisermühlen aufgeschlagen hat, hat überraschende Gründe. Eine entscheidende Rolle spielte nämlich ausgerechnet Österreichs viel gescholtene Bürokratie.
Mit der Verordnung über Märkte für Kryptowerte (Markets in Crypto Assets Regulations, kurz: MiCAR) hat die EU einen einheitlichen Rechtsrahmen für einen lange Zeit unregulierten Bereich geschaffen. Seit Ende des Vorjahres müssen Unternehmen, die EU-Bürgern Dienstleistungen wie Verwahrung, Handel, Austausch, Beratung oder Portfolioverwaltung von Kryptowerten anbieten wollen, eine MiCAR-Lizenz beantragen. Der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) ist es gelungen, ein Genehmigungsverfahren aufzusetzen, das so transparent und nachvollziehbar ist, dass es sich zu einem echten Standortvorteil entwickeln könnte.
Zukunftsmarkt Krypto?
Georg Harer war der erste Angestellte von Bybit in Österreich. Die Kryptoplattform mit Hauptsitz in Dubai ist eine der umsatzstärksten Kryptohandelsplattformen und verwaltet Werte im Ausmaß von mehr als acht Milliarden Dollar, das meiste davon in Bitcoin. Harer ist seit genau einem Jahr damit beschäftigt, den Standort in Wien aufzubauen. Einen guten Teil der Zeit hat er mit der Finanzmarktaufsicht verbracht. Bybit hat nach dem Lokalmatador Bitpanda im Mai 2025 als zweites Unternehmen eine MiCAR-Zulassung in Österreich erhalten. In den beiden ersten Fällen hat das Verfahren noch länger als ein Jahr gedauert, in Zukunft soll das schneller gehen.
„Das große Interesse internationaler Anbieter an einer Zulassung in Europa zeigt, dass klare Regulierung kein Hindernis ist, sondern Vertrauen schafft und Innovation ermöglicht.“