Ansicht einer Schautafel mit 29 Gesichtsmasken verschiedener ostafrikanischer Ethnien, vom Lebenden abgegossen an der Gipsformerei der Königlichen Museen zu Berlin.

Die Menschensammler: Emma und Felix von Luschan

Das berühmte Anthropologenpaar sammelte um die Jahrhundertwende Haare, Gesichtsmasken und Fotos von "Menschentypen" aus aller Welt. [E-Paper]

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Soli aus Papua-Neuguinea war ein vorbildliches Modell. Mehrmals war der neunjährige Bub Mittelpunkt eines Anthropologischen Praktikums der berühmten Ethnologen Emma und Felix von Luschan. Beamte, die auf dem Weg in die deutschen Kolonien waren, sollten lernen, wie man Afrikaner und Pazifikinsulaner richtig „dokumentierte“: An Soli probierten sie, wie man die richtige Menge Haare abschnitt und in Glasphiolen steckte. Wie man Gips im Gesicht perfekt verteilte, um standardisierte Masken zu erhalten. Wie man Menschen in sogenannten „Typenporträts“ frontal und im Profil fotografierte. Und wie man Schädel und Körper sachgerecht vermaß.

Soli war vor allem deshalb so beliebt, weil er hervorragend Deutsch sprach. Fritz Rose, der Kaiserliche Kommissar von Deutsch-Neuguinea, hatte den Buben 1892 zur „Erziehung“ nach Berlin verschleppt, wo er ihn bei sich zu Hause aufnahm, in die Schule schickte – und ihn Forschern wie den Luschans als „lebendes Modell“ zur Verfügung stellte.

Der im niederösterreichischen Hollabrunn geborene Felix von Luschan gilt in den USA bis heute als Urvater der Anthropologie. In Europa sind seine Frau Emma und er hingegen höchst umstritten: Die Sammelwut des Forscherpaares war rücksichtslos und so umfassend, dass das Königliche Museum für Völkerkunde in Berlin, für das die beiden einen großen Teil ihres Lebens arbeiteten, bald aus allen Nähten platzte.

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Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort und ist Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.