Erfinderin der Genschere verurteilt die Genmanipulation zweier chinesischer Babys

Es sei "unverantwortlich", CRISPR/Cas9 in der menschlichen Keimbahn einzusetzen, sagt Emmanuelle Charpentier.

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"Die Veränderungen sind irreversibel und werden von einer Generation an die nächste weitergegeben“, wird Charpentier heute im "Tagesspiegel" zum umstrittenen Eingriff des chinesischen Forschers Jiankui He zitiert. Er hat eigenen Angaben zufolge die Zwillinge Nana und Lulu als Embryos gentechnisch so verändert, dass sie immun gegen HIV-Infektionen sind. Noch ist nicht erwiesen, ob He die Wahrheit sagt. Er habe dennoch eine "rote Linie überschritten, vor allem weil er für seine Forschungsarbeiten die Bedenken der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft bezüglich der Sicherheit von Keimbahneingriffen ignoriert hat", so Charpentier.

Die bisher genehmigten Gentherapien sind für Patienten, die bereits an Krankheiten leiden, und sind so konzipiert, dass sie nicht an die Nachkommen weitergegeben werden können. Jede andere Form der Genschere sei in Europa verboten "und das ist auch gut so", schreibt die französische Mikrobiologin. Sie sei für eine "strikte Regulierung" der Forschung mit embryonalen Zellen und "entschieden gegen die Verwendung von CRISPR/Cas9-Gen-Editierung für menschliche Optimierung“.

Was ist CRISPR/Cas9?

CRISPR/Cas9 ist eine Methode um DNA gezielt zu schneiden und zu verändern. Das verwendete Cas9-Protein enthält eine RNA-Sequenz, die dazu passende DNA-Sequenzen binden und anschließend entfernen kann. Diese RNA-Sequenz kann von Forschern nun beliebig variiert werden, so können sie bestimmen, an welcher Stelle ein DNA-Strang zerschnitten wird. Es können auch komplette Gene ausgetauscht werden und das relativ effizient und preiswert im Vergleich zu bisherigen Methoden.

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort und ist Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.