Langzeitstudie: Abnehmspritzen reduzieren Krebsrisiko
Wer an Übergewicht und Diabetes leidet, hat ein signifikant höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Wie sehr die erste Generation der Abnehmspritzen, darunter Saxenda mit dem Inhaltsstoff Liraglutid, dieses reduziert, zeigt nun eine Langzeitstudie aus Israel.
Dafür wurden 6300 Patientinnen und Patienten untersucht, die vor acht Jahren wegen Übergewichts und Diabetes behandelt worden waren. Die Hälfte hatte eine Magenoperation erhalten, die andere Hälfte Abnehmpräparate, die als die Vorgängermodelle von Ozempic und Mounjaro gelten. In beiden Gruppen waren inzwischen knapp 150 Personen an Krebsarten erkrankt, die mit Adipositas und Diabetes in Zusammenhang stehen, die häufigsten waren Brust-, Darm- und Gebärmutterkrebs.
41 Prozent geringeres Krebsrisiko als bei Magenverkleinerungen
Dieses Ergebnis veranlasste Studienautorin Yael Wolff Sagy vom Clalit Health Service in Tel-Aviv, genauer hinzuschauen. Denn die erste Generation an Abnehmpräparaten (GLP-1-Rezeptoragonisten) war bei Weitem weniger effektiv als die aktuellen – die Magenverkleinerungsgruppe hatte viel mehr Gewicht verloren.
Trotzdem aber waren die Krebsraten in beiden Gruppen gleich hoch; es musste also einen Effekt abseits der Gewichtsreduktion geben. „Dieser beträgt laut unseren Modellrechnungen 41 Prozent“, sagte Wolff Sagy beim aktuell in Malaga stattfindenden Adiopositas-Kongress (European Congress on Obesity ECO).
Ozempic und Mounjaro womöglich noch effektiver
Wie minimieren die Abnehmspritzen das Krebsrisiko? Genau hat man den Effekt noch nicht verstanden, sagt Co-Autor Dror Dicker vom Hasharon Hospital. „Wir gehen von multiplen Mechanismen aus, darunter die entzündungshemmende Wirkung.“ Mittlerweile sind viel effektivere Mittel auf dem Markt. Mit dem Wirkstoff Tirzepatid (Markenname Mounjaro) nehmen Patientinnen im Schnitt mehr als 20 Prozent ab – etwa so viel wie durch Magenverkleinerungen. Kann die neue Generation der Abnehmspritzen das Krebsrisiko noch weiter senken? Davon gehen die Forschenden Yael Wolff Sagy und Dror Dicker mit hoher Wahrscheinlichkeit aus, weisen aber darauf hin, dass es weiterer Untersuchungen bedarf.