Titelgeschichte

Long-Covid-Patienten: Der Großteil erholt sich vollständig

Die Ärzte und Therapeuten des Reha-Zentrums Münster erklären beim profil-Besuch, wie man die Spätfolgen der Corona-Infektion erfolgreich bekämpft. [E-Paper]

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Ohne seine Frau Silvia wäre Walter Mallaun heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Die Seniorchefin eines Viersternehotels im Paznauntal hatte sich als eine der Ersten in Österreich mit dem Coronavirus infiziert. Fieber, Kopfschmerzen und Atemnot wurden so schlimm, dass Silvia Mallaun am 20. März 2020 die Rettung rief. Als der Notarztwagen vor der Tür stand, sagte sie geistesgegenwärtig zu ihrem Mann: „Du hast auch Fieber, du kommst mit.“ Er fügte sich, obwohl er sich nicht weiter schlecht fühlte. Das sollte seine Rettung sein: Die zweite Nacht im Spital in Zams verlief für den pensionierten Hotelier dramatisch. Um halb zwei verschlechterte sich sein Zustand dermaßen, dass die Ärzte ihn auf die Intensivstation verlegen mussten. Fast drei Wochen versank Walter Mallaun im Tiefschlaf, dann wachte er kurz auf, um nach einem Rückfall noch einmal drei Wochen ins Koma zu fallen. „Wäre er zu Hause geblieben, wäre er in jener Nacht eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht“, sagt Silvia Mallaun, die das Krankenhaus bereits nach sechs Tagen wieder verlassen hatte.

Als Walter Mallaun am 4. Mai langsam erwachte, konnte er sich an „rein gar nichts“ erinnern. Auf die Frage, wie lange er glaube, geschlafen zu haben, schätzte er: „drei Tage“. Zuerst traf ihn die Erkenntnis, mehrere Geburtstage seiner Kinder und Enkel verpasst zu haben, dann erst begriff er: Sein Körper war fast vollständig gelähmt. „Ich schaffte es höchstens, zwei Finger zu heben“, sagt Mallaun. Zuvor war der gesunde 70-Jährige mit seinen Enkeln herumgetollt, jetzt musste er sich von den Pflegern das Essen einflößen lassen. 

Im vergangenen Juli kam Mallaun im Reha-Zentrum Münster nahe Innsbruck an – und kämpfte sich dort zurück ins Leben. Viele Menschen, die sich wie er in Ischgl und Umgebung infiziert hatten, landeten später hier. Die Mediziner, Therapeuten, Pfleger und Psychologen leisteten in puncto Long Covid Pionierarbeit. Weder wusste man im vergangenen Frühsommer von den Spätfolgen des Coronavirus, noch hatte man fertige Reha-Pläne in der Schublade. Heute ist Münster eine Anlaufstelle für Long-Covid-Patienten aus ganz Österreich.

Die gute Nachricht: Wer langsam aber stetig trainiert, bekommt seine alte Fitness zurück. Auch Schlafstörungen, Ängste und Depressionen lassen sich gut behandeln.

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Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort und ist Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.