Der neue Wirstoff Lecanemab, Handelsname Leqembi, verzögert die Krankheit um mehrere Monate. 
Wissenschaft

Warum das neue Alzheimer-Medikament nun doch zugelassen wurde

Die Neurologin Elisabeth Stögmann erklärt, wie man die schweren Nebenwirkungen managt – und wie auch die Abnehmspritze Ozempic gegen das Vergessen helfen könnte.

Drucken

Schriftgröße

Als Präsidentin der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft schrieb Elisabeth Stögmann mehrere Briefe an die Europäische Arzneimittelbehörde, und viele ihrer Kolleginnen und Kollegen aus ganz Europa taten es ihr gleich. Die EMA solle den Wirkstoff Lecanemab doch zulassen, lautete die dringende Forderung, zumindest unter eingeschränkten Bedingungen. Während in den USA und Israel bereits Infusion um Infusion verabreicht wurde, verlor man in Europa wertvolle Zeit. Stögmanns Warteliste an der Ambulanz für Gedächtnisstörungen und Demenzerkrankungen an AKH und MedUni Wien wurde immer länger, die Verzweiflung mancher Patientinnen und Patienten immer größer.

Nach monatelangem Tauziehen ist es nun so weit: Auch hierzulande können Erkrankte endlich auf die neue Therapie hoffen. Vereinfacht gesagt „wäscht“ der Antikörper Lecanemab das Protein Amyloid-beta aus dem Gehirn. Dieses verklumpt durch die Erkrankung und verursacht, zusammen mit anderen abgelagerten Eiweißen, irreparable Schäden an den Nervenzellen und deren Verbindungen. Lequembi, so der Handelsname des von den Pharmakonzernen Biogen und Eisai entwickelten Medikaments, gilt als Durchbruch im Kampf gegen Alzheimer.

„Lecanemab verspricht keine Heilung, aber es bremst die Krankheit.“

Elisabeth Stögmann, MedUni Wien

In den USA wurde Lecanemab bereits im Juli 2023 zugelassen. Wie geht es den Patientinnen und Patienten dort mit der Therapie?

Stögmann

In der Praxis bestätigt sich, was wir in den klinischen Studien bereits gesehen haben: Die Nebenwirkungsrate ist ähnlich, es sind keine unvorhergesehenen Dinge passiert. Die Studien zeigten: Das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit verzögert sich durch die zweiwöchentlich verabreichten Infusionen um 30 Prozent gegenüber der Placebogruppe. Der Antikörper Lecanemab verspricht keine Heilung, aber er bremst die Krankheit.

Wie sieht es mit den Nebenwirkungen aus, vor allem mit den gefürchteten Hirnschwellungen und Hirnblutungen?

Franziska Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.