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Wo könnte die Ukraine Russland entgegenkommen, Herr Minister Kyslytsya?

Sergiy Kyslytsya verhandelte bis Anfang Juni mit Russland über eine Waffenruhe. Der ukrainische Vize-Außenminister über emotionale Szenen, russische Fallstricke und wieso die Ukraine nicht bereit ist, Gebiete abzutreten.

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Nach seinem letzten Treffen mit US-Präsident Donald Trump beim NATO-Gipfel diese Woche sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, es sei darum gegangen, wie ein Waffenstillstand und Frieden erreicht werden können. Wie denn?

Sergiy Kyslytsya

Das ist eine sehr gute Frage, und wer die Antwort darauf kennt, bekommt bestimmt den Friedensnobelpreis.

Worüber haben die beiden konkret gesprochen?

Kyslytsya

Ich habe an den letzten beiden Verhandlungen mit Russland in Istanbul teilgenommen, im Mai und im Juni. Dabei wurde klar, dass dieses Format erschöpft ist. Ohne Trumps Teilhabe kann es keinen großen Durchbruch geben. Die russischen Teilnehmer hatten kein Mandat, über zentrale Themen wie eine Waffenruhe oder ein Friedensabkommen zu verhandeln.

Vor den letzten Verhandlungen in Istanbul war unklar, ob Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich erscheinen würde. Mit Wladimir Medinski schickte er einen Mann aus der hintersten Reihe. Hielten Sie es je für denkbar, dass Putin selbst anreist?

Kyslytsya

Die Russen sind Meister in der Manipulation und im Fallenstellen. Putin schlug ein direktes Treffen mit Selenskyj in Istanbul vor, im Glauben, dieser würde sich nicht darauf einlassen. Zu seiner Überraschung stimmte Selenskyj zu und reiste in die Türkei. Putin tappte in seine eigene Falle, also schickte er Medinski.

Wir saßen zwar im selben Raum, doch die Gespräche waren nicht aufrichtig. 

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.