Rameder: „Ich wollte nicht irgendwann sagen: Ich hab’s nie probiert“
Seit fast zwanzig Jahren fertigt Bernhard Rameder in Wien Trophäen, Awards und personalisierte Objekte, die allesamt Handarbeit und Kreativität vereinen. Zuletzt auch die Auszeichnungen für den zeig profil award. Im Interview spricht er über den Reiz des Machens, den Stolz hinter jeder Auszeichnung und die Kunst, als Unternehmer immer wieder neu zu beginnen.
Wie ist „rausgebrannt“ eigentlich entstanden?
Bernhard Rameder
Ich habe ursprünglich im technischen Vertrieb für eine Firma gearbeitet, die Laserschneidanlagen produziert. In dieser Zeit war ich viel unterwegs – Naher Osten, Russland, Europa, USA – und habe dabei unglaublich viel über Materialien und Fertigung gelernt. Irgendwann dachte ich: Ich will das selbst ausprobieren. Ich wollte in Wien einen Laden eröffnen, in dem man personalisierte Geschenke bekommt. Also habe ich im sechsten Bezirk ein kleines Atelier eröffnet, 80 Quadratmeter, eine Maschine, abends geöffnet. Die Leute waren begeistert, aber wirtschaftlich war das Modell schwierig. Es dauert einfach, bis so ein Einzelstück entsteht Zeichnung, Konstruktion, Abstimmung, Produktion. Das ist nicht machbar für ein Geburtstagsgeschenk, das 30 Euro kosten darf.
Wie wurde daraus dann ein Unternehmen, das Awards für große Marken herstellt?
Bernhard Rameder
Weil viele Kreative in der Gegend waren, kamen Werbeagenturen auf mich zu. Plötzlich ging es nicht mehr um Geschenke, sondern um Beschilderungen, Giveaways und schließlich um Auszeichnungen. Da habe ich gemerkt, dass in diesem Bereich viel Potenzial steckt. Natürlich gibt es auch Pokale und Awards fixfertig aus Fernost. Ich wollte aber etwas entwickeln, das zum Kunden passt, das eine Geschichte erzählt. Heute kombinieren wir Materialien und Technologien – vom 3D-Druck über Laserschneiden bis hin zum Wasserstrahlschneiden oder Direktdruck auf Holz. Wir können fast alles umsetzen.
Der Name „rausgebrannt“ klingt nach Technik – was steckt dahinter?
Bernhard Rameder
Anfangs war das wirklich wörtlich gemeint: Laser, Brennen, Gravur. Inzwischen hat sich das weit ausgedehnt. Wir machen Dinge, die man nicht kaufen kann – von filigranen Objekten bis zu großen Installationen. Wenn jemand eine ausgefallene Idee hat, ruft er an und fragt: „Kannst du das umsetzen?“ Meistens sage ich: „Ich weiß noch nicht wie, aber finde es raus.“
Ihre Arbeiten wirken oft sehr persönlich. Wie viel Herzblut steckt darin?
Bernhard Rameder
Sehr viel. Wir hatten schon Projekte aus den ungewöhnlichsten Materialien: eine Lampe aus einer Panzergranatenhülse, bedruckte Lasagneblätter für eine Hochzeit, eine Kokosnuss als Werbemailing. Gerade dieses Experimentieren hält uns kreativ. Und wenn ich etwas nicht selbst kann, kenne ich jemanden, der es kann: Buchbinder, Dreher, Tischler. Es gibt so viele großartige Handwerker in Österreich, die man nur kennen muss. Diese Vernetzung ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Sie gestalten auch die Trophäen für den zeig profil award. Was wünschen Sie sich, dass die Preisträger:innen spüren, wenn sie sie in Händen halten?
Bernhard Rameder
Natürlich freuen sich alle über den Gewinn an sich, aber wenn ich sehe, wie jemand die Trophäe stolz in die Kamera hält, weiß ich: Diese Arbeit hat sich gelohnt. Jede einzelne besteht aus mehreren Teilen, wird geschnitten, geschliffen, lackiert, montiert – und das alles von Hand. Das ist keine Massenware. Wenn Menschen das wertschätzen, ist das das Schönste.
Welche Rolle spielt Handwerk heute, in einer zunehmend digitalen Welt?
Bernhard Rameder
Eine sehr große. Ich bereue manchmal, kein Tischler oder Buchbinder geworden zu sein. Diese Berufe werden wieder wichtiger. In den ersten Jahren hatten wir alle Maschinen mitten im sechsten Bezirk. Wenn Kund:innen hereinkamen, sahen sie, was passiert: Es raucht, brennt, riecht. Da entsteht etwas. Da versteht man sofort, warum ein Produkt kostet, was es kostet. Heute verschwindet Handwerk oft in Industriegebieten, weit weg von der Öffentlichkeit. Dabei wäre es wichtig, dass Menschen sehen, wie Dinge entstehen. Sonst verlieren sie das Gefühl dafür, was Arbeit, Zeit und Können bedeuten.
Und wie sehen Sie die Zukunft – gerade mit KI und Automatisierung?
Bernhard Rameder
Ich bekomme jede Woche KI-generierte Entwürfe von Kund:innen. Viele davon sehen beeindruckend aus, aber sie sind oft gar nicht produzierbar. Da braucht es jemanden, der sagt: „So funktioniert’s und so nicht.“ Solange Handarbeit im Spiel ist, haben wir Glück. KI kann Prozesse unterstützen, aber sie ersetzt nicht das Material in der Hand. Das echte Machen, das bleibt.
Ich glaube, das ist das Wichtigste: dranzubleiben, neugierig zu bleiben und das Handwerk, egal in welcher Form, lebendig zu halten.
Gründer und Eigentümer von rausgebrannt
Der zeig profil award würdigt Menschen mit Haltung und Vision. Was verbinden Sie mit diesem Gedanken?
Bernhard Rameder
Jede Unternehmerin, jeder Unternehmer braucht Mut. Ohne Visionen geht es nicht. Ich habe wahrscheinlich sogar zu viele. Die Kunst ist, sie am Boden zu halten. Aber genau das treibt mich an: immer wieder Neues ausprobieren, weitermachen, auch wenn es schwierig ist. Ich sage mir: Wenn es nach 19 Jahren noch Spaß macht, ist das schon ein Erfolg.
Welchen Tipp würden Sie den Preisträger:innen mitgeben?
Bernhard Rameder
Man sollte etwas nicht wegen des Geldes tun, sondern weil man es gern macht. Erfolg entsteht aus Begeisterung. Natürlich kann immer etwas schiefgehen, aber ich wollte nie der Mensch sein, der später denkt: „Ich hab’s nie probiert.“ Wenn man mit Herz dabei ist, dann war’s nie umsonst. Und wenn man dabei auch noch Arbeitsplätze schafft, umso schöner. Ich glaube, das ist das Wichtigste: dranzubleiben, neugierig zu bleiben und das Handwerk, egal in welcher Form, lebendig zu halten.