Ingrid Brodnig

#brodnig: Trotzdem lachen

Warum die Corona-Krise für Schmunzler sorgt.

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Eigentlich ist die Lage ernst - und trotzdem findet man zur Corona-Krise viele Gags - speziell im Internet. Mein Eindruck ist, dass es mittlerweile mindestens fünf Typen von Witzen rund um das Virus gibt: Homeoffice-Gags: Dabei geht es häufig um Fragen wie: Sehen die Kollegen im Videochat, dass ich eine Jogginghose trage? Oder: Muss ich wirklich jeden Tag duschen, wenn mich niemand riecht? Apokalypse-Witze: Diese drehen sich um die Beobachtung, dass in Hollywoodfilmen weltweite Virusausbrüche sehr spektakulär dargestellt werden (Anarchie tritt ein, die Zivilisation zerfällt, Zombies verwüsten alles), in der Praxis jedoch viele vor allem mit Händewaschen und Homeoffice beschäftigt sind. Klopapier- und Hamsterkauf-Humor: Diese Rubrik muss man kaum erklären. Die Polizei Aachen empfiehlt: "Keine Wertgegenstände im Fahrzeug lassen!" So wurde bei einem PKW in dieser Region die Scheibe eingeschlagen, und mehrere Rollen Klopapier wurden geklaut. (Kein Witz -das hat die Polizei getwittert.)

Warum posten Menschen gerade in ernsten Zeiten auch viele Scherze und Absurditäten? Wahrscheinlich hängt das mit einer wichtigen Eigenschaft des Humors zusammen.

Politiker-Witze: Legendär ist mittlerweile der Auftritt des Tiroler Gesundheitlandesrats Bernhard Tilg, der in der "ZIB 2" erklärte: "Die Behörden haben alles richtig gemacht." Das erinnert manche womöglich an Leslie Nielsen, der in der Komödie "Die nackte Kanone" vor einem explodierenden Haus steht und sagt: "Weitergehen, weitergehen. Hier gibt es nichts zu sehen!" Lachen über Verschwörungstheorien: Gerade über WhatsApp werden Gerüchte verbreitet, oft auch als Sprachnachricht. Mittlerweile kursieren auch schon Sprachnachrichten, die sich über so etwas lustig machen. In einer solchen WhatsApp-Message sagt ein Mann: "Der Schwager von nem Heilpraktiker von meinem Paketlieferanten, der arbeitet beim Robert-Koch-Institut." Und laut dieser Sprachnachricht soll man sich Wachsmalstifte in die Nase stecken, das würde gegen das Coronavirus wirken. (ACHTUNG: SATIRE!) Warum posten Menschen gerade in ernsten Zeiten auch viele Scherze und Absurditäten? Wahrscheinlich hängt das mit einer wichtigen Eigenschaft des Humors zusammen. Schon Sigmund Freud notierte: "Der Humor ist nicht resigniert, er ist trotzig." Kurz gesagt: Lachen hilft uns, auch schwierige Zeiten eine Spur besser zu bewältigen.

HINWEIS: Wenn Ihnen Gerüchte oder positive Aktionen in sozialen Medien auffallen, können Sie mir diese melden - bitte an [email protected] - Danke!

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.