Katharina Nehammer sitzt an einem Tisch, vor sich ein Salat
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Ein Gang mit … Kathi Nehammer

Drei Jahre lang war Katharina Nehammer die Frau des Bundeskanzlers, was gar kein einfacher Job ist, vor allem, weil es ja kein offizieller Job ist. Jetzt kann sie endlich wieder richtig arbeiten und ist darüber gar nicht unglücklich.

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Lebensqualität kann manchmal einfach ein alter, etwas in die Jahre gekommener VW Sharan sein, denn wenn man ehrlich ist: In so einem Auto ist einfach alles egal. Man kann damit fahren, wie man will: schnell, langsam, gut, schlecht, man kann Strafzettel sammeln, kann Ö3 aufdrehen und lauthals mitsingen, man kann sogar ein L17-Schild anbringen und die 3000 Kilometer Ausbildungsfahrten runterspulen, damit der Führerschein für den Nachwuchs ein bisschen billiger wird. Ein Sharan ist Freiheit, niemand kritisiert einen für so ein Auto, niemand ist neidisch, wahrscheinlich wird auch niemals ein Personenschützer von der Cobra mit im Auto sitzen, deswegen kann man tun und lassen, was man will, und wenn es ein Ausflug zur Alten Donau ist. Und genau den hat Kathi Nehammer heute gemacht.

Natürlich war ich hin und wieder im BKA, aber wenn mein Mann dauernd im Büro und nicht daheim ist, dann besuche ich ihn eben dort auf einen Kaffee.

Katharina Nehammer

Kanzler-Gattin a.D.

Die PSV-Lounge an der Alten Donau, ein Mittwoch Anfang September, kurz nach 13 Uhr. Nehammer hatte das Lokal als Treffpunkt vorgeschlagen, und ich war von der Idee begeistert: PSV steht nämlich für „Polizei-Sportverein“, hier trainieren Polizisten, und offenbar auch die Frau des ehemaligen Bundeskanzlers, obwohl die PSV-Lounge nicht gerade um die Ecke von ihrer Wohnung in Wien-Hietzing oder ihrem Büro als Geschäftsführerin des Agrarverlags in der Wiener Innenstadt liegt. Aber Kathi Nehammer liebt es hier, sagt sie, sie ist Mitglied, seit sie vor mehr als zehn Jahren im Innenministerium als Pressesprecherin des damaligen Innenministers Wolfgang Sobotka arbeitete, sie geht hier baden, nützt das Fitnessstudio, trifft Freunde und ehemalige Kollegen. Auch jetzt kommt sie gerade aus der Garderobe, die Trainingseinheit am Laufband hat sie bereits hinter sich.

Für Karl war es der honorigste Job ever. Am Ende ist er immer Offizier, er will seinem Land dienen. Darum hat er den Job gerne gemacht.

Katharina Nehammer

über die Kanzlerschaft ihres Mannes

Vor etwas mehr als acht Monaten ist Karl Nehammer als Bundeskanzler zurückgetreten, und wenn man mit seiner Frau darüber redet, dann war das nicht nur schlecht. „Ich bin nicht unglücklich, dass es vorbei ist“, sagt sie, während sie sich durch die beeindruckend große Portion Essen stochert, die ihr die Kellnerin als „Sommersalat mit Huhn“ (15,40 Euro) vor die Nase gestellt hat. Die Zeit im Kanzleramt habe Spuren hinterlassen: „Ich habe jetzt zum ersten Mal einen Urlaub für uns alle gebucht und gewusst, dass wir den auch als Familie ohne Unterbrechung verbringen können.“ Das Leben sei jetzt endlich wieder planbarer, normaler, das gilt für ihren Mann und sie genauso wie für ihre Kinder, die endlich wieder ins Kino gehen können, ohne dass ein Cobra-Beamter zwei Reihen hinter ihnen kritisch beobachtet, wer so aller ins Popcorn greift. „Herausfordernd“ waren diese Lebensumstände, sagt Nehammer, und als ich sie frage, ob es sich ausgezahlt hat, muss sie lange nachdenken. Dann erst sagt sie „Ja: Für Karl war es der honorigste Job ever. Am Ende ist er immer Offizier, er will seinem Land dienen. Darum hat er den Job gerne gemacht.“ Ob das für sie auch gilt? Wieder überlegt sie sehr lange. „Mein Highlight war eigentlich der Job im Innenministerium. Als ich dort anfing, wusste ich gerade mal, wie ein Polizist aussieht. Aber es war eine großartige Aufgabe. Der Job war extrem abwechslungsreich. Wenn du in der Früh ins Büro kamst, dann wusstest du nicht, was dich erwartet, trotzdem war immer was los.“ Die führenden Investigativjournalisten und Handyauswerter des Landes würden das genau so unterschreiben.

Markus  Huber

Markus Huber

ist im Hauptberuf Herausgeber des Magazins „Fleisch“ und schreibt für profil alle zwei Wochen die Kolumne „Powerlunch“.