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Ein Gang mit … Peter Friese

Was darf Gastronomie kosten? Peter Friese, der Eigentümer des „Zum Schwarzen Kameel“, hat darüber in den vergangenen 40 Jahren viel nachgedacht und offenbar eine vertretbare Formel gefunden. Nun hat er den insolventen „Bräunerhof“ gekauft und versucht, das in die Jahre gekommene Café zu retten.

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Manchmal, wenn Peter Friese es genau wissen will, dann steht er auf, bewegt sich langsam durch seinen Gastgarten, schaut seine Gäste an und zählt ihre Handys – also die Handys, die im Einsatz sind. Alles über zehn Handys ist schlecht, alles unter fünf ist gut, und gestern am Abend, einem Dienstag, da waren es genau drei. An drei Tischen der „Kameel“-Terrasse haben sich die Gäste nicht unterhalten, sondern mit ihren Mobiltelefonen gespielt. Das sei ein sensationeller Wert, sagt Friese, einer, auf den man aufbauen kann: „Wenn die Menschen nicht mit ihren Handys spielen, sondern sich unterhalten, dann haben sie eine gute Zeit, und das heißt: Sie kommen wahrscheinlich wieder.“ In seinem Business ist das die wichtigste Währung.

Peter Friese ist Gastronom. Nicht irgendeiner, sondern einer der erfolgreicheren der Stadt. Ihm gehören das „Zum Schwarzen Kameel“ in der Wiener Innenstadt und die „Bar Campari“ im sogenannten Goldenen Quartier in der Seitzergasse, nur einen Steinwurf davon entfernt. Außerdem hat Friese erst vor wenigen Tagen gemeinsam mit dem Großgastronomen Mario Plachutta das Traditionscafé „Bräunerhof“ übernommen. Das Café, in dem der Grant der Kellner in seiner Klischeehaftigkeit nur von der Grauslichkeit des Kaffees übertroffen wurde – wahrscheinlich war es auch deshalb das Lieblingscafé von Thomas Bernhard –, war zuletzt in die Insolvenz geschlittert. Plachutta und Friese wollen den Laden nun wieder in die Höhe bringen.

Als Gastronom musst du versuchen, den Preis herauszufinden, den das Produkt für die Gäste gerade noch wert ist, ohne dass sie sich ärgern.

Peter Friese

"Zum Schwarzen Kameel", "Bar Campari"

Wir sitzen in der „Bar Campari“, dem jüngeren, italophilen Standbein von Frieses Gastroimperium. Seit Ende 2019 gibt es das Lokal, optisch wie inhaltlich wirkt es wie eine klassische italienische Tagesbar, die etwas vom Weg abgekommen ist. Die Tische, die Wände, die Karte: Alles macht auf Mailänder Bankenviertel. Dass man in Wien ist, merkt man aber trotzdem sofort. Einerseits an den Gästen, die immer Wiener bleiben, egal wie viel Gel, Parfum oder kosmetische Chirurgie sie verwenden. Und dann an den Kaffeepreisen: 3,60 Euro kostet der Espresso, der Cappuccino kommt um 5,90 Euro. Das ist in Wien normal, in Mailand würden die Gäste bei diesen Preisen aber höflich darauf hinweisen, dass sie nur einen Kaffee bestellt haben und nicht den ganzen Laden kaufen wollen.

Markus  Huber

Markus Huber

ist im Hauptberuf Herausgeber des Magazins „Fleisch“ und schreibt für profil alle zwei Wochen die Kolumne „Powerlunch“.