René Benko wegen betrügerischer Krida angeklagt

Paukenschlag: WKStA erhebt Anklage gegen Benko wegen betrügerischer Krida

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft René Benko vor, Vermögen kurz vor seiner Insolvenz als Privatunternehmer beiseitegeschafft zu haben und damit mutmaßlich seine Gläubiger geschädigt zu haben.

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Jetzt ist es also so weit. Die Anklage gegen René Benko ist da – profil berichtete exklusiv, dass sie bereits auf dem Weg ist. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat René Benko wegen betrügerischer Krida angeklagt, weil er Gläubiger mutmaßlich geschädigt haben soll, indem er Vermögen rechtzeitig vor der Insolvenzeröffnung beiseite geschafft haben soll. Die entsprechende Anklageschrift wurde beim Landesgericht Innsbruck eingebracht und somit auch dem Angeklagten zugestellt. 

Die WKStA ermittelt zu insgesamt zwölf Sachverhalten. Nur ein kleiner Teil soll nun verhandelt werden. Der Strafantrag betrifft Benkos Insolvenz als Privatunternehmer, die er im Frühjahr 2024 angemeldet hat. Das teilte die WKStA heute in einer Aussendung mit: „Konkret betrifft dies eine Miet- und Betriebskostenvorauszahlung in Höhe von rund 360.000 Euro für die Anmietung eines Hauses, die wirtschaftlich und sachlich unvertretbar war, sowie eine Schenkung von 300.000 Euro an Angehörige; beides bereits unter dem Eindruck zunehmender Zahlungsschwierigkeiten und einer absehbaren Konkurseröffnung.“ 

Wer bezahlt Miete für Benkos Haus?

Was heißt das? René Benkos Familie bewohnt ein schickes Haus auf der Hungerburg in Innsbruck. Das gehört – wie so vieles im Reich Benkos – aber nicht der Familie, sondern der RB Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG – und die über Umwege wiederum der Laura Privatstiftung. Die wird der Sphäre von René Benko zugerechnet. Also: Die Familie Benko muss Miete zahlen. Und so ein Haus ist nicht billig. Kurz bevor das Signa-Reich Ende 2023 unterging, schlossen René und Nathalie Benko im Oktober 2023 einen zehnjährigen Mietvertrag für dieses Haus ab. Aufpassen, es wird kompliziert: Am 6. Oktober überwies René Benko – Erkenntnissen der Ermittler zufolge – von seinem Girokonto 360.000 Euro als Mietvorauszahlung an die RB Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG. Zufall oder nicht: Am 5. Oktober, also einen Tag zuvor, hatte die Laura Privatstiftung ihm eine halbe Million Euro zukommen lassen. Ein paar Tage nach Leistung der Mietvorauszahlung überwies die Vermieter-Firma dann 340.000 Euro an ihre eigene Gesellschafter-Firma, die RB Immobilien GmbH – und diese übertrug in der Folge 300.000 Euro an die Laura Privatstiftung. 

Die Ermittler orteten damals ein Geldkarussel. Benko sah das im Rahmen seiner Befragung freilich anders. Bei der halben Million von der Stiftung habe es sich um ein Darlehn gehandelt, also Geld, das er sich ausgeborgt hatte.

Geld für die Mama

Apropos Darlehen. Kommen wir zu den weiteren 300.000 Euro, die außerdem konkret Gegenstand der Anklage sind. Das ist eine Überweisung von René Benkos Konto an seine Mama unter der Notiz „Rückführung Darlehn“. Die Ermittler glauben aber nicht an eine Darlehensrückzahlung. Sondern, dass Benko Geld kurz vor der drohenden Insolvenz vor den Gläubigern in Sicherheit bringen wollte. Tatsächlich geht ein Gutachten, das im Rahmen seiner Insolvenz erstellt wurde, davon aus, dass Benko schon lange vor der Konkurseröffnung im März 2024 pleite war. Nämlich schon ein Jahr davor, im Februar 2023. 

Ob die 300.000 Euro tatsächlich ein rücküberführtes Darlehen sind, oder doch Teil einer größeren Geldkaskade, wie die Ermittler vermuten, muss nun das Gericht klären. Laut den Ermittlern soll der Betrag nämlich Teil einer größeren Zuwendung an Benko durch seine Mutter stammen, die ihm das Geld gab. Ingeborg Benko spielt ja bekanntlich als Begünstigte der Familienstiftungen eine Schlüsselrolle. profil berichtete dazu ausführlich

Was droht ihm nun? Erstens ist die Anklage noch nicht rechtskräftig. Sein Anwalt kann (und wird wahrscheinlich) dagegen berufen – wie aussichtsreich das ist, ist aber fraglich. Norbert Wess war für profil nicht erreichbar. 

Der mögliche Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. Benko selbst hat sämtliche Vorwürfe gegen ihn stets bestritten, es gilt die Unschuldsvermutung. 

Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert.

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".

Julian Kern

Julian Kern

ist seit März 2024 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. War zuvor im Wirtschaftsressort der „Wiener Zeitung“.

Anna Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil und seit 2025 auch Herausgeberin des Magazins. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.