Das Porträt eines Mannes mit Bart vor einem dunklen Hintergrund.
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Signa: Der Prozess des Jahres startet

René Benko wird der erste Prozess gemacht. Es geht um 660.000 Euro und die Frage, ob er seine Gläubiger geprellt hat. Die spektakulärste Pleite in Österreichs Wirtschaftsgeschichte ist damit aber noch lange nicht aufgeklärt. Eine Anklage gegen Nathalie Benko ist noch nicht rechtskräftig.

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Donnerstag ist normalerweise der Tag, an dem Häftlinge innerhalb Österreichs in andere Haftanstalten überstellt werden. Der sogenannte „Häfenexpress“ plant gerade seine Tour für diese und die kommende Woche. Das Justizministerium hat eben erst einen neuen, dunkelblauen Bus bekommen, in dem 27 Häftlinge sicher transportiert werden können – Klo inklusive, man kann ja nicht einfach bei einer Tankstelle stehen bleiben. In diesem Bus wurde diese Woche der Schauspieler Florian Teichtmeister von der Justizanstalt Innsbruck nach Wien verlegt.

Der prominenteste U-Häftling Österreichs muss derweil in die andere Richtung. Am 14. Oktober beginnt am Landesgericht in Innsbruck der erste Prozess gegen den gefallenen Immobilien-Jongleur und Signa-Gründer René Benko. Gemessen am Milliarden-Schaden, den die Signa-Pleite und René Benkos Privatkonkurs als Unternehmer verursacht haben, wird in Innsbruck vorerst über Kleingeld verhandelt. Es geht in Summe um 660.000 Euro, die Benko mutmaßlich kurz vor seiner Pleite vor seinen Gläubigern in Sicherheit gebracht haben soll. Er selbst hat die Vorwürfe stets bestritten. Ob er schuldig ist oder nicht, muss jetzt das Gericht klären. Der Andrang und das öffentliche Interesse sind jedenfalls massiv.

René Benko fuhr nicht mit dem „Häfenexpress“ nach Innsbruck, sondern in einem eigenen Transporter. Still und leise, ohne Aufsehen zu erregen. Eigentlich sollte Benko erst am Montag, den 13. Oktober, also einen Tag vor Prozessbeginn, nach Innsbruck gebracht werden. Benko sitzt aber schon seit Anfang der Woche in der Innsbrucker Justizanstalt und wartet dort auf seine Verhandlung. Von der Überstellung Benkos gibt es keine Fotos, keine Paparazzi warteten entlang der Route – und auch sonst niemand, der Benkos Sicherheit oder die der Justizwachbeamten hätte gefährden können.

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".

Stefan Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.

Anna Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil und seit 2025 auch Herausgeberin des Magazins. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.