Megan Thee Stallion
Aufgedreht

Bring on the Heat!

Im pop-feministischen „Hot Girl Summer“ ist alles erlaubt, was Spaß macht.

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Iced Coffee mit Papierstrohhalm trinken, dazu Dolly Alderton oder Bernardine Evaristo lesen, während  Beyoncé läuft. Wer sich in seinem Sommerprogramm derzeit absolut gut und selbstsicher fühlt, zelebriert einen  „Hot Girl Summer“. „Hot“ ist hier freilich nicht aufs Äußere beschränkt, es umschreibt  ein Lebensgefühl, ein neues weibliches Selbstbewusstsein. Proklamiert wurde der allererste Sommer dieser Art 2019 von der US-Rapperin Megan Thee Stallion: Sie sang vom „Real Hot Girl Shit“ (etwa im Song „Cash Shit“); und auf dem Cover des Mixtapes „Fever“ (2019) steht: „She’s thee HOT GIRL and she’s bringing THEE HEAT.“

Dabei ist der Begriff flexibel – der „Hot Girl Summer“ ist eben das, wozu das „Hot Girl“ ihn macht. Die Definition nach Thee Stallion lautet: Spaß haben, man selbst bleiben, der Mittelpunkt jeder Party sein. Das Konzept steht seither unter Beschuss: Männer fühlen sich, wie so oft, benachteiligt und fordern einen „Hot Boy Summer“ ein.

Marken drucken die Phrase auf Produkte, ohne die den Begriff prägende Künstlerin zu fragen – für viele ein Fall von Cultural Appropriation. Thee Stallion hat den „Hot Girl Summer“ zu einem Artefakt Schwarzer Kultur gemacht; ihr das nicht anzurechnen, sei respektlos. Die Rapperin hat angekündigt, die Phrase zu ihrer Trademark machen zu wollen – und betont, dass Männer mitgemeint sind. Der diesjährige offizielle Soundtrack ist übrigens das neue Beyoncé-Album „Renaissance“ – auch der Lizzo-Neuling „Special“ steht hoch im Hotness-Kurs.

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.