Wider die Taliban: Filmporträt der „letzten Botschafterin“ Afghanistans
In der Botschaft der Islamischen Republik von Afghanistan im 16. Wiener Gemeindebezirk herrscht dieser Tage alles andere als Hochbetrieb. Die Zahl der Mitarbeiter ist gering, Kundschaft verirrt sich kaum noch hierher, und Pässe kann man sich an diesem Ort auch nicht mehr ausstellen lassen. Seit Sommer 2021 regieren die Taliban als islamistische Terrororganisation Afghanistan wieder, anerkannt lediglich von Russland; die europäischen Vertretungen schlossen reihenweise, auch mangels Finanzierung, ihre Pforten.
Nur in Wien hält die Botschafterin, berufen vor gut viereinhalb Jahren noch von der wenig später vertriebenen demokratischen Vorgängerregierung, eisern die Stellung: Manizha Bakhtari leistet nicht einfach nur ihren Dienst ab, sie wagt es auch, in Fernsehinterviews und Vorträgen explizit gegen die Taliban aufzutreten, deren Menschenrechtsverstöße und insbesondere deren Frauenpolitik zu kritisieren. Und sie hat ein Programm entwickelt, das darauf zielt, jungen Afghaninnen zu helfen, die systematisch vom Schulbesuch ausgeschlossen werden.
Die dokumentarische Arbeit „Die letzte Botschafterin“ (Kinostart: 15.8.), inszeniert von der Linzer Filmemacherin Natalie Halla, folgt Bakhtaris beruflichen und privaten Wegen, rekonstruiert auch behutsam ihre Vergangenheit, ihre Karrierestationen. Die filmische Form und der Budgetrahmen sind sichtlich bescheiden, das Porträt dieser stillen, aber nicht schweigenden, entschieden auf eigenes Risiko arbeitenden Aktivistin ist all jenen, die Zivilcourage für sozial und politisch wünschenswert halten, sehr zu empfehlen.