Alle neune
Mikl-Leitner: Herrschaften, das ist heute eine extrem wichtige Landeshauptleutekonferenz!
Wallner: Das ist sie doch immer.
Ludwig: Kann es irgendwas Wichtigeres geben als die Zusammenkunft jener neun Lichtgestalten, die dieses Land in a goldene Zukunft führen werden?
Mikl-Leitner: Na, eh net. Oba nie war sie so wichtig wie heute. Die Lage is nämlich sehr ernst!
Stelzer: Warum? Weil ma ka Kohle mehr ham?
Ludwig: Des wär jo net so tragisch. De hol ma uns eh vom Bundesbankomaten, höhö!
Doskozil: Michel, bekanntlich san uns wir zwa in genau nix einig.
Ludwig: Genau.
Doskozil: Außer bei dem.
Mikl-Leitner: Jo, oba schaut’s: Weil wir dieses uns vom Himmelvater persönlich verliehene Naturrecht zum Geldverpracken so beherzt in Anspruch nehmen, wird der österreichische Föderalismus immer mehr infrage gestellt! Also: wir!
Mattle: Skandal! Dabei sein mir doch a so a unfassbares Erfolgsmodell!
Wallner: Genau! Da kann ma jeden fragen! Also jeden von uns.
Kunasek: Sogar mi!
Kaiser: Echt? Dabei seid’s ihr do an sich immer gegen alles.
Kunasek: Nur solang ma net selber davon profitieren.
Edtstadler: No schau. Kaum is er ana von uns – is er a scho ana von uns!
Mikl-Leitner: Jedenfalls müss ma was unternehmen. Wir können net länger zulassen, dass de Leut so schiach über uns reden.
Mattle: Dann erlass ma einfach neun geharnischte Landesgesetze, in denen das bei Strafe verboten wird. Schließlich sein mir das Rückgrat von … von … von uns selber.
Stelzer: Des wird leider net funktionieren. De Zeiten ham si geändert, die Leut ham überhaupt keinen Respekt mehr.
Doskozil: Aber was mach ma dann? Sparpakete am End?
Wallner: Huch! Hat er das jetzt wirklich gesagt?
Ludwig: I muss mi für meinen angeblich auch roten Kollegen entschuldigen. Dieses neoliberale Unwort ist sicher nicht die offizielle Position der Sozialdemokratie.
Doskozil: Hab i gsagt, dass i des gut finden tät? I wollt ja nur den Teifel an die Wand malen.
Mikl-Leitner: Des bringt uns aber a net weiter. Wir brauchen realistische Ideen, net irgendwelche Horrorvisionen. Sparen, pfft. So weit kommt’s no!
Ludwig: Wie nennt man des, wenn mei Stadtrat Hacker fordert, dass der Bundeskanzler und der Finanzminister in Brüssel am Tisch hauen und verlangen müssen, dass wegen dem Wiener Defizit die Maastricht-Regeln gekübelt werden?
Edtstadler: Cäsarenwahn?
Ludwig: Verantwortungsvolle Budgetpolitik!
Edtstadler: Des wär mei zweiter Tipp gwesen.
Kaiser: Des Interview war eh schon recht hilfreich in puncto Imageverbesserung. Aber wir brauchen no mehr Anstrengung in diese Richtung.
Edtstadler: Eine Werbekampagne muss her! Wir müssen den Leuten klarmachen, wie ungeheuer super wir sind.
Ludwig: Ja, das is genau im Wiener Sinn! Imagewerbung! Flächendeckend, hochglänzend – und sauteuer!
Mattle: Das sowieso. Und mit voll griffige Slogans!
Kunasek: I hab übrigens schon einen: „Wenn’s einen gibt, der alles kann – dann ist das der Landeshauptmann!“
Mikl-Leitner: Pfauh! Des is guat! Is des von dir?
Kunasek: Na ja, wir ham da in der Partei ja bekanntlich einen Werbefachmann, der ein ganz toller Gebrauchslyriker is …
Wallner: Der Chef persönlich? Der hat Zeit für so was?
Kunasek: Ja. Weil er übt scho für de Zeit nach der nächsten Kärntner Landtagswahl.
Kaiser: Sehr witzig.
Kunasek: Du kandidierst ja eh nimmer.
Ludwig: Er net. Oba dafür der … der … Wie haaßt der Neiche gschwind?
Mikl-Leitner: Ha! Mir is a a Wöd-Slogan eingfallen. Passt’s auf: „Es gibt nur eine, der ich trau – das ist meine Landeshauptfrau!“
Mattle: Wui! Das geht obi wie Öl!
Mikl-Leitner: Gell? Bin i mei Geld wert – oder bin i mei Geld wert?
Ludwig: Apropos Geld, da fallt mir auch einer ein: „Weil mit dem Geld herumschmeißt er – lieben wir unsern Bürgermeister!“
Doskozil: Bravo! Und des sag sogar i als politischer Gegner.
Stelzer: Das klingt alles sehr vielversprechend. So was brauch ma für alle neune. Weil es is wichtig, dass des eine konzertierte Aktion wird. In allen unseren Fürstentümern gleichzeitig. Damit ein für alle Mal klar ist: Net mit uns!
Wallner: Außerdem kömma dann au gleich eine Sammelrechnung nach Wien schicken.
Ludwig: He!
Wallner: An das andere Wien, hab i gemeint. Nicht das föderale. An den bösen Bund!
Mikl-Leitner: Sehr gut! Wir müssen zusammenhalten gegen den Außenfeind. Wir brauchen einen wehrhaften Föderalismus! Mit unüberwindlichen Mauern um unsere Schrebergärten. Weil das ist schließlich genau das, was die Menschen von uns erwarten!
Ludwig: Und wenn net: a wurscht!