Don’t worry, be happy
Wie Sie sicherlich wissen, sind ja alle mehr oder weniger professionellen Zotenreißer geradezu haltlos optimistische Menschen. Selbst in einer Woche, in der sich ein skrupelloser psychopathischer Massenmörder und ein bösartiger unterbelichteter Narzisst zusammensetzen, um sich die Welt nach ihren ausnehmend zukunftsträchtigen Vorstellungen zusammenzuschnitzen, hat unsereiner stets ein fröhliches Pfeifen auf den Lippen – im Wissen, dass der morgige Tag noch ein bisschen schöner als der heutige sein wird, obwohl das eigentlich nach menschlichem Ermessen kaum noch möglich erscheint. Und die nächste gute Nachricht, über die man einen ebenso trefflichen wie erbaulichen Witz machen kann, lauert schon hinter der nächsten Ecke! Also ist es selbstredend ein geradezu sträflich Leichtes, in einem Gute-Laune-Heft wie diesem am Ende den Happiest Pepi von allen zu geben.
Fangen wir am besten gleich mit der allerbesten Nachricht überhaupt an. Wie Sie vermutlich wissen, ist unsere Sonne ein riesiger Kernfusionsreaktor, der sich immer weiter aufbläht – und also alles Leben auf der Erde vernichten wird. Es mag jetzt durchaus sein, dass Sie das nicht sofort unter „Good News“ subsumieren. Und ja, die Tante Jolesch meinte einst, dass Gott einen vor allem hüten soll, was noch ein Glück ist, aber: Bis unsere Ozeane verdampfen und es bei uns zugeht wie auf der Venus, dauert es noch unfassbare 1,1 Milliarden Jahre! Das ist um 100 Millionen Jahre länger, als Donald Trump sein tausendjähriges Reich anlegt – also megamagalang! Es kann uns also scheißegal sein – ist das nicht großartig?
Und diese Erkenntnis hat auch Auswirkungen auf unser heutiges Leben. Schließlich beweist sie ja wohl unumstößlich, dass die klugen, besonnenen Menschen, die trotz aller unwissenschaftlichen Widerstände nicht müde werden, uns vor der grassierenden Klimahysterie zu warnen, mit ihren elaborierten Expertisen recht haben. Was wir gerade erleben, ist alles ganz normal! Und wozu bitte sollen wir uns jetzt um das bisschen CO2 Gedanken machen, das wir in die Atmosphäre blasen, wenn es in 1,1 Milliarden Jahren auch ohne unser Zutun um 30 oder 40 Grad wärmer sein wird? Also wird es höchste Zeit, diese Sache ein wenig entspannter zu sehen, die Sintflut hinter uns kommt so oder so.
Damit sind Sie jetzt also hoffentlich einer der größten Sorgen enthoben, die Sie plagen. Wenden wir uns den anderen zu, die allen Umfragen zufolge auf Ihrer halt leider oftmals übermäßig verzagten Krämerseele lasten. Im Moment ist die allgemeine wirtschaftliche Lage in Verbindung mit der Inflation demnach der Hauptgrund für das bedauerlich großflächige Ausbleiben von spontanen Jubelchören und ausgelassenen Tanz-Flashmobs auf allen öffentlichen Plätzen, auf denen schon Messerverbot herrscht, die also an sich perfekt für ein bisschen reine, kindliche Freude geeignet wären.
Nun, die zugegebenermaßen schon recht spitzwinkelige Schieflage des Budgets, verbunden mit sich langsam auftürmenden Austeritäts-Gewittertürmen, mag sensible Gemüter sicherlich leicht beunruhigen, ebenso wie der Kassenzettel im Supermarkt, der immer mehr Ähnlichkeit mit der Rechnung aus dem Haubenrestaurant hat, in dem man nie war – aber die Abhilfe ist ja bereits unterwegs. Die Regierung wird sich darum kümmern. Also, die nächste. Oder falls die nächste ebenfalls zu dem Schluss der jetzigen kommen sollte, dass sich besser doch die nächste darum kümmern sollte, dann halt die übernächste.
Die Konzepte liegen jedenfalls schon in der untersten Schublade. Die ÖVP streicht alle Förderungen. Außer die überlebensnotwendigen selbstverständlich, also jene für die chronisch hohlwangigen Mitglieder des Wirtschafts- und vor allem des Bauernbunds. Die Lösung der SPÖ für sämtliche unserer Finanzprobleme ist mindestens ebenso eindrucksvoll, sie lautet natürlich: Erbschaftsteuer. Die Neos wiederum sind mit allem einverstanden, Hauptsache, sie sind Außenministerin. Die Grünen fragt im Moment zwar keiner, man kann allerdings davon ausgehen, dass die zahllosen Wirtschaftsexperten in ihren Reihen zu einem ähnlichen Ergebnis wie jene der SPÖ gekommen sind – was in der nächsten Regierung, die ja dann wohl aus vier Parteien bestehen wird, durchaus von Bedeutung sein kann. In der übernächsten hingegen dann vielleicht auch wieder nicht. Denn dann könnte ja endgültig die FPÖ in die Lage versetzt werden, ihre Universallösung für eh alles anzubieten, nämlich: „Scheiß Auslända!“
Welcher von diesen Ideen auch immer man zuneigt, ist für das Endergebnis eigentlich egal, sie alle werden uns wieder reich und glücklich machen – denn da hat sich ja schließlich wer was überlegt. Also: Don’t worry – be happy!