Österreich

Der Trend zum Messer als Tatwaffe

Verfeindete ethnische Gruppen, Kampf um Drogenreviere, Verteidigung der „Ehre“. Was hinter dem Anstieg der Messer-Gewalt um 60 Prozent in zehn Jahren steckt.

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„Ein abgelehntes Angebot, Cannabis zu kaufen; die Behauptung, man habe nicht korrekt gegrüßt oder über die Familie des anderen nicht mit dem gebotenen Respekt gesprochen. Aber auch Ärger wegen verzögerter Mietzahlungen.“ Alltag in einer Großstadt. Aber nicht, wenn solch läppische Konflikte mit Messern geregelt werden.

Die Aufzählung stammt von Christina Salzborn. Sie ist Vizepräsidentin des Landesgerichts Wien und zitiert die jüngsten Verhandlungen wegen Messerstechereien in ihrem Haus. Ein Fall ist noch nicht bei ihr gelandet: ein Tschetschene (21), der einen Syrer (18) am Wiener Reumannplatz in die Brust gestochen haben soll, weil dieser ihm Drogen verkaufen wollte. Der Tschetschene habe sich in seiner Ehre als Muslim verletzt gefühlt.

Eine von mehreren Messerstechereien, die den Reumannplatz in den vergangenen Wochen zum Synonym für eine entgleiste Straßenkriminalität gemacht haben. Verfeindete ethnische Gruppen, Kampf um Drogenreviere, Verteidigung der „Ehre“. Die Muster sind ähnlich. Seit Jahren.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.