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WM in Katar: Wie sicher sind homosexuelle Fans?

Homosexualität ist in Katar verboten. LGBTIQ-Organisationen warnen Fans vor der Reise zu den WM-Spielen.

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Wird das die umstrittenste Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten? Die lange Liste an Kritikpunkten spricht dafür: Korruptionsvorwürfe bei der WM-Vergabe inklusive mutmaßlicher Schmiergeldzahlungen, die prekäre Lage der Arbeitsmigrant:innen, vor allem beim Bau der Stadien; Menschenrechtsverletzungen, mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit und das Faktum, dass Homosexualität in Katar unter Strafe steht.  

Vor allem der letzte Punkt wurde diese Woche vielfach diskutiert. Auslöser dafür: Am Dienstagabend wurde im ZDF die Doku „Geheimsache Katar“ ausgestrahlt. Der Sportjournalist Jochen Breyer spricht in der Dokumentation unter anderem mit Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter, während dessen Amtszeit die umstrittene Vergabe über die Bühne ging – und mit dem katarischen WM-Botschafter Khalid Salman. „Sie glauben, schwul sein ist Sünde?“ fragt Breyer Salman. „Ja, ein geistiger Schaden,“ antwortet der, wörtlich: „Because it is a damage in the mind.“ Das Interview wird abgebrochen, schon zuvor hatte ein Begleiter Salmans interveniert: „Khalid ist not the best person to comment on the law.“

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnt LGBTIQ-Personen vor einem Besuch der WM-Spiele, und der deutsche Lesben- und Schwulenverband hat eine Reisewarnung für Katar gefordert. Das Auswärtige Amt in Berlin sieht keine unbedingte Notwendigkeit für eine solche Warnung, wurde der deutschen Innenministerin Nancy Faeser bei ihrer jüngsten Reise nach Katar doch eine „Sicherheitsgarantie“ für alle WM-Besucher:innen zugesagt.

„Wir schätzen die Situation als sehr gefährlich ein und raten allen LGBTIQ-Personen, nicht nach Katar zu reisen, und wenn, dann sehr vorsichtig zu sein“, sagt Ann-Sophie Otte von der Homosexuellen Initiative, dem österreichischen Pendant zum deutschen Lesben- und Schwulenverband. Auch die HOSI würde eine Reisewarnung begrüßen, so Otte. Das österreichische Außenministerium spricht aktuell keine aus, weist auf der Homepage jedoch auf die Strafbarkeit „homosexueller Handlungen“ in Katar hin. „Die jüngsten Aussagen des katarischen WM-Beauftragen verurteilen wir aufs Schärfste. Die Reiseinformationen des Außenministeriums werden laufend evaluiert und gegebenenfalls angepasst“, heißt es auf Anfrage zu profil.

Wie sehen Sie die umstrittene Winter-WM in Katar? Werden Sie sich die Spiele ansehen – oder überlegen Sie, zu boykottieren? Schreiben Sie uns!

Übrigens: Mein Kollege Sebastian Hofer stellt gerade eine Übersicht über alle kriminellen Fouls der WM auf, die Sie dann im neuen profil lesen können - das E-Paper ist ab morgen Früh hier verfügbar. 

Ein schönes Wochenende wünscht,

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

ist seit 2020 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. Schreibt über Popkultur und Politik.