Zwei Soldaten in Uniform und mit Helm stehen im Dunkeln, das Bild wurde bearbeitet
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Bundesheer: Blind in den Blackout

Ein Blackout kann Österreich jederzeit treffen. Das Heer gibt sich für den Ernstfall gewappnet – und wiegt die Bevölkerung damit in einer Scheinsicherheit.

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von Sophie Aster, Konstantin Schinagl und Janika Wanner

Kurz vor neun Uhr abends ist die Sonne in Tulln schon untergegangen. Licht kommt nur noch von Laternen, Hausfenstern und Leuchtreklamen. Auf einmal wird es stockdunkel. Blackout. Plötzlich durchbricht Blaulicht die Dunkelheit. Dann geht es schnell: Soldaten laufen aus der Kaserne, Schützenpanzer fahren vor, Männer in Uniform kurbeln an Notstromgeneratoren, stellen Scheinwerfer und Antennen auf und verteilen Stoffbeutel mit Dosenessen. Da erscheint am Himmel das grelle Licht eines Hubschraubers. In voller Montur seilen sich Soldaten ab und begeben sich mit Gewehren in Position. Dann auf einmal: Trommelwirbel. Das Licht geht an und eröffnet den Blick auf die prall gefüllten Ränge der Donaubühne Tulln. 2500 Zuseher sind der Einladung des Verteidigungsministeriums zur Freiluftveranstaltung „Blackout – Der Herzschlag-Event unserer Republik“ am 30. September 2021 gefolgt. Der Blackout war nur inszeniert, und der Einsatz des österreichischen Bundesheeres lief einwandfrei – in diesem Fall.

Für einen realen Blackout ist das Bundesheer in seinen Vorbereitungen nicht annähernd dort, wo es sein sollte. 

Auch wenn in der Kommunikation nach außen alles einwandfrei wirkt. So schreibt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, ÖVP, in einer Publikation zum Thema Blackout aus dem Jahr 2021 über das Bundesheer: „Die Bevölkerung kann sich in jeder Katastrophenlage auf die Expertise und Hilfe verlassen. Darauf können wir stolz sein!“

Im gleichen Jahr verkündet sie ihr großes Blackout-Ziel: Bis Ende 2025 sollen 100 Kasernen autark sein, also auch bei einem Blackout 14 Tage lang eigenständig funktionieren. So soll das Bundesheer unabhängig handeln und helfen können, wenn sonst nichts mehr funktioniert.

Ein Versprechen, das große Erwartungen schürt. Wer aber genauer hinblickt, sieht, dass sie noch lange nicht erfüllt werden können. Wo der Rechnungshof schon große Mängel feststellt, werden Experten noch deutlicher: Das Heer tappt im Dunkeln.