FPÖ-Chef Herbert Kickl steht hinter einem Pult und hält mit erhobener Faust eine Rede.
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Herbert Kickl am FPÖ-Parteitag: Freiheit, Fortschritt, Firlefanz

Der Bundesparteitag der FPÖ huldigte Herbert Kickl. Dieser träumt von blauen Heldensagen, mit einigen Auslassungen.

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Die FPÖ kann nicht nur rustikal, sondern auch bombastisch. Für den 35. Bundesparteitag mit 730 Delegierten in der Messe Salzburg hatte das blaue Organisationsreferat eine riesige Bühne aufstellen lassen. Statt Schlagermusik von der blauen Haus-Kapelle, der „John-Otti-Band“, traten zum Aufheizen Cheerleaderinnen auf. Auch sonst war die Inszenierung amerikanisch. Der Parteivorstand zog nicht geschlossen durch den Saal ein – einzeln schritten die Landesparteiobleute wie blaue Celebrities über erleuchtete Stiegen herab. Am Ende kam der Star des Vormittags: Bundesparteiobmann Herbert Kickl, dessen Wiederwahl anstand. Was folgte war kein Parteitag, sondern ein Heiligsprechungskonvent. 

Zu Beginn der Kickl-Kanonisierung wurden auf einer Cineplexx-Leinwand Videos von europäischen Gesinnungsfreunden wie Frankreichs Marine Le Pen eingespielt. Aus der Grußbotschaft von Ungarns Premier Viktor Orbán lernte man, dass Gender auf Ungarisch „Gender“ heißt. Alice Weidel (AfD) schmeichelt „ihrem lieben Freund Herbert Kickl“ aus Berlin. Matteo Salvini von der italienischen Lega grüßte temperamentvoll den „´Erbert“.

Platzhirschkühe

Die erste Huldigung vor Ort kam von der Gastgeberin, Salzburgs FPÖ-Chefin und Landeshauptfrau-Stellvertreterin, Marlene Svazek, die Kickls „analytische Schärfe“ und seine „unbeirrbare Haltung“ pries. Kickl sei „der Kompass, an dem wir uns orientieren“, „der Architekt unseres Erfolgs“. Kickl revanchierte sich später: Svazek sei als Politikerin viel fähiger als „die Platzhirsche und Platzhirschkühe“ (Gender!) in Salzburg. 

Nationalratspräsident Walter Rosenkranz nannte Kickl in seinem Beitrag den „Führer unserer Seilschaft“, der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek pries ihn dafür, „immer nach vorwärts zu denken“. Am Ende hatten alle Landesparteiobleute ihren Herbert gelobt. Bei der Präsentation des Rechenschaftsberichts bedankte sich schließlich auch Bundesfinanzreferent Hubert Fuchs. Dank Kickls Wahlsiegs würde die FPÖ nun auch mehr Parteiförderung erhalten.

Der Politiker Herbert Kickl lässt sich von seinen Kollegen feiern. Er hat 97 Prozent bei seiner Wiederwahl erreicht.
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Der Parteitag stand unter dem Motto: Freiheit, Fortschritt, Fairness, Frieden. Herbert Kickl bot in seiner einstündigen Rede auch rhetorischen Firlefanz. Das Rednerpult war von der Parteitagsregie vielleicht ein paar Zentimeter zu hoch geplant. Wie von profil prophezeit, begann Kickl seine Rede mit einem Hinweis auf die Festung Hohensalzburg, die in ihrer Geschichte nie erobert wurde und daher ein Vorbild für die „Festung Österreich“ im FPÖ-Programm sei.

In seiner Rede verirrte sich Kickl in die US-Geschichte, in – von ihm so geschätzte – Heldensagen und die Bibel. Der dritte US-Präsident Thomas Jefferson habe gesagt, die einen Politiker würden dem Volk misstrauen, die anderen ihm vertrauen. Zu letzteren zählten die Freiheitlichen. Der kathargische Feldherr Hannibal habe Rom in Angst und Schrecken versetzt, trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit seines Heeres. „Aus diesem Holz“ sei auch die FPÖ gemacht. Was Kickl verschwieg: Am Ende wurde Karthago von den Römern zerstört. Als gläubiger Christ nehme er, so Kickl, Anleihe bei Paulus, der in seinen Briefen an die Korinther „Glaube, Hoffnung, Liebe“ predigte. Dies sei auch der freiheitliche Ansatz. Und Alexander der Große habe bei seinem Feldzug gegen die Perser den gordischen Knoten einfach mit seinem Schwert durchschlagen. Auch die FPÖ sei gefordert, das zu tun. Was Kickl verschwieg: Alexander wurde nur 33 Jahre alt.

Held Herbert

In eigener Sache schuf Kickl selbst eine kleine Heldensage. Er sei immer gewarnt worden, sich nicht „zu weit aus dem Fenster zu lehnen“. Aber: „Ohne Risiko und ohne Mut wird niemals etwas Großes geschaffen.“ Seine Feinde – „mächtige Stiftungen, Werber, Meinungsforscher, Medien“ – würden die FPÖ bekämpfen. Aber diese werde mit der „Idee der Volkskanzlerschaft das System brechen“. 

Herbert Kickl muss sich als Politiker nicht neu erfinden. Seine Themen blieben auch in dieser Rede die gleichen: ORF-, EU- und Nato-Bashing, Hohn für die Regierung („Monsterbaby“), Attacken auf NGOs, Warnungen vor dem „Klimakommunismus“, Kritik an der Ukraine. Er aber wolle „weiterhin Volkskanzler für gute Jahre für Österreich“ werden. Er hätte seine Chance auf das Kanzleramt im Februar gern genützt. Aber die Volkspartei habe nur gegen die FPÖ verhandelt. Am Ende bat Kickl seine Parteifreunde, „einen einfachen Satz zu verinnerlichen“: „Du kannst so viel mehr, als du denkst.“ Am Ende Standing Ovations. Ein gutes Wahlergebnis war ihm damit sicher: 96,9 Prozent. Als Geschenk erhielt der Bergsteiger ein Biwakzelt. Held Herbert!

Gernot Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und seit 2025 Leiter des Innenpolitik-Ressorts. Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl.