Leopold-Ungar-Preis: profil-Journalisten ausgezeichnet

Eine Investigativrecherche zu einem umstrittenen Projekt des Ölkonzerns OMV im afrikanischen Bürgerkriegsgebiet und eine Reportage über einen – im Kongo geborenen – Gardesoldaten überzeugten die Jury.

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Der Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für Medienschaffende in Österreich. Mit dem von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien vergebenen Preis, werden alljährlich herausragende journalistische Leistungen prämiert, die sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Migration und Flucht auseinandersetzen. In diesem Jahr konnten unter anderem eine Investigativrecherche und eine Reportage von profil die Jury überzeugen.

Die profil-Investigativjournalisten Stefan Melichar und Michael Nikbakhsh, profil-Onlinechef Sebastian Pumberger sowie der schwedische Journalist Ola Westerberg wurden am Dienstagabend mit dem Hauptpreis in der Kategorie Online ausgezeichnet. Im Juli 2022 hatten Sie auf profil.at eine umfangreiche Recherche zu einem – höchst umstrittenen – früheren Projekt des teilstaatlichen Ölkonzerns OMV veröffentlicht . Ausgehend von umfangreichen Ermittlungsakten der schwedischen Staatsanwaltschaft zeichnet der nun prämierte Beitrag das Verhalten der OMV in Zusammenhang mit einer Ölsuche im Bürgerkriegsgebiet des südlichen Sudan rund um die Jahrtausendwende nach. In Schweden wurde Ende 2021 Anklage erhoben: Zwei Manager eines schwedischen Ölkonzerns, der seinerzeit im Sudan als Konsortialführer agierte, sollen Kriegsverbrechen des sudanesischen Regimes unterstützt haben, um das lukrative Bohrprojekt voranzutreiben. Sie bestreiten jegliches Fehlverhalten. Gegen die OMV wurden keine strafrechtlichen Vorwürfe erhoben. Ungeachtet dessen zeigen die Rechercheergebnisse, wie skrupellos auch der österreichische Konzern in Zusammenhang mit dem Projekt vorgegangen ist.

Melichar, Nikbakhsh und Westerberg sind Mitglieder beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) und kennen einander aus einer Reihe internationaler Recherchekooperationen. profil war in den vergangenen drei Jahren an vier ICIJ-Projekten beteiligt. Das Projekt „FinCEN Files“ aus dem Jahr 2020 wurde unter anderem mit dem „TRACE Prize for Investigative Reporting“ und dem „Tom Renner Award“ ausgezeichnet – und fand sich außerdem auf der Liste der Pulitzer-Preis-Finalisten wieder. Die 2021 veröffentlichen Recherchen zu den „Pandora Papers“ erhielten unter anderem einen „Inter-American Press Association’s Award“, einen „National Headliner Award“, den „Katharine Graham Award“ der White House Correspondents‘ Association, den „Izzy Award“, den „Malcom Forbes Award“ des Overseas Press Club of America, den „Scripps Howard Award for Excellence in National/International Investigative Reporting“ und den „SHA Impact Award“. Im Juli 2022 erfolgte unter den Auspizien des ICIJ die Veröffentlichung der „Uber Files“, vor wenigen Tagen startete das Projekt „Shadow Diplomats“ – eine globale Recherche, die Licht in die Schattenwelt der Honorarkonsuln bringen soll. Das ICIJ wurde 2021 für den Friedensnobelpreis nominiert.

Die Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innen-Preise wurden am Dienstagabend zum 19. Mal vergeben – diesmal in der Brunnenpassage in Wien. Neben dem profil-Team wurden Soraya Pechtl („Falter“ – Kategorie: Print), Matthias Däuble (Ö1 – Kategorie: Radio) und Vanessa Böttcher (ORF2 – Kategorie: Fernsehen) mit Hauptpreisen bedacht. Auch bei den Anerkennungspreisen war profil erfolgreich: In der Kategorie Print wurde profil-Journalist Clemens Neuhold für seine Artikel „Viktor Orbán und Soldat Musasa“ ausgezeichnet.

Weitere Anerkennungpreise gingen an Lisa Kreutzer („Tagebuch“), Lisa Breit („Der Standard“), Rosa Lyon (ORF), Ajda Sticker (ORF), Amra Duric („Heute“), Laurin Lorenz und Christopher Lettner (Der Standard Online/Multimedia), Podcasterin Delna Antia-Tatic, Juliane Nagiller (Ö1), Veronika Zoidl und Julia Polczer (Ö1) sowie Miriam Steiner (Ö1). Der Jury gehörten Roland Machatschke als Vorsitzender, Susanne Scholl, Andrea Puschl-Schliefnig, Ingrid Brodnig, Florian Klenk, Cornelia Krebs und Irene Brickner an.