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Sport

myClubs: Kräftemessen in der Fitness-Branche

Wie myClubs mit seiner Flatrate Sportler:innen anlockt – und warum deshalb immer mehr Fitnessstudios in eine Zwickmühle geraten.

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Reformer Pilates, Lunchtime Yoga, Bungee Fitness: 35 Sportarten zum monatlichen Fixpreis, jede Woche eine neue Fitness-Erfahrung in einem Studio der Wahl. Bei myClubs ist das möglich. Das 2014 gegründete Start-Up aus Wien hat sich von der Sport-Plattform zum omnipräsenten Fitness-Aggregator entwickelt. Doch in der Branche keimt Kritik an myClubs auf: Zu groß sei die Marktmacht, zu wenig würde der Abo-Gigant die Interessen der einzelnen Studiobetreiber beachten.

Für Sportbegeisterte sind die relativ günstigen Tarife und die enorme Auswahl von myClubs attraktiver als eine Mitgliedschaft bei einem einzelnen Fitnessanbieter. Doch für viele Studiobetreiber ist die Kooperation mit dem Sport-Aggregator eine zweischneidige Sache. Nicht mitmachen, ist für die wenigsten noch eine Option.

Sportbetreiber im Zwiespalt

profil sprach mit Fitnessstudios in Wien über ihre Zusammenarbeit mit myClubs. Für die meisten überwiegt der Nutzen: Neue Kundinnen werden auf ihre Standorte aufmerksam, da sie in der myClubs-App gefunden werden. Dennoch erzählen besonders Betreiber kleinerer Sport-Boutiquen, dass es schwierig ist, daraus eigene Mitgliedschaften zu generieren oder die Studios kostendeckend zu führen.

Fitness-Abos boomen – und die Kundschaft gewöhnt sich an die Vielfalt zur Flatrate, die Sport-Aggregatoren bieten. Sechs Anbieter sind mittlerweile in Wien tätig, myClubs gilt als Marktführer. Laut eigenen Angaben sind zirka 20.000 Kund:innen registriert. Das „unlimited“-Abo um 99 Euro im Monat erlaubt einen Besuch pro Tag und Standort. Ein Standort darf höchstens viermal im Monat besucht werden. Dafür stehen allein in Wien über 400 Partnerbetriebe zur Auswahl. Mit der Vielfalt zu diesem Preis können kleinere Anbieter nicht mithalten und befürchten, an Bedeutung zu verlieren.

Sport als Netflix-Modell

Ist die Zeit der exklusiven Sport-Abos vorbei? Das sieht ein Geschäftsführer aus Wien anders. Der Mann betreibt gemeinsam mit einem Partner zwei Studios in der Hauptstadt. Sein Name soll hier nicht erscheinen, weil er mit profil über die Inhalte seines Vertrags mit myClubs spricht: Er erhält weniger als 10 Euro für einen Kurs. Zwischen den zwei Standorten gibt es jedoch einen großen Unterschied: In einem der Studios baute er seit über einem Jahrzehnt eine treue Stammkundschaft auf. Dort würde mehr als die Hälfte der Kund:innen bereits länger als drei Jahren regelmäßig trainieren. „Während Corona hat sich eine starke Community gebildet“, so will er auch weiterhin eine loyale Kundschaft locken: Mit personalisierten Trainings und einer familiären Umgebung. Das schafft myClubs noch nicht – die Plattform vergibt nur Restplätze, die schnell ausgebucht sein können.

Für seinen zweiten kürzlich eröffneten Standort rentiert sich die Teilnahme an myClubs wiederum noch nicht. Trotzdem sagt der Fitnessbetreiber: „Wir sind froh, dass wir myClubs haben.“ Weil das Studio in der App aufscheint, werden „von Monat zu Monat immer mehr“ Kund:innen darauf aufmerksam. Er hofft auf mehr eigene Mitgliedschaften. Immerhin: „Dabei sein, kostet nichts“, sagt er.

Im Idealfall erhalten die Betreiber also eine bessere Auslastung und können ihre Kurse auffüllen. Doch kleine Studios sind stark auf die Kundschaft von myClubs angewiesen. „Man kann nicht anders, als dabei zu sein“, sagt der Betreiber eines Wiener Pilates-Studios im Gespräch mit profil. Die meisten seiner Kunden buchen über myClubs. Er möchte ebenfalls anonym bleiben, weil er über die Teilnahmebedingungen bei myClubs zur Verschwiegenheit verpflichtet ist. Er darf etwa nicht darüber sprechen, dass myClubs auch ihm rund 10 Euro für eine Kursstunde überweise. Das sei weniger als die Hälfte seines üblichen Tarifs. Allein das Personal kostet ihn 40 Euro pro Stunde. Mit myClubs macht der Unternehmer kein großes Geschäft.

myClubs nimmt Stellung

Was sagt myClubs selbst zur Kritik? Auf Anfrage heißt es, man vergüte alle Partner „fair auf Basis der Qualität des Angebots und des eigenen Preismodells“. Reformer Pilates werde etwa besser bezahlt als ein reguläres Fitnessstudio – weil die Gruppen kleiner sind. Zusätzlich würde myClubs die Studios in der App, auf der Webseite und auf Sozialen Medien bewerben.

Außerdem argumentiert das Unternehmen: „myClubs vergütet seine Partner auch dann, wenn eine Reservierung durch ein myClubs Mitglied nicht in Anspruch genommen wird.“ Unerwähnt bleibt jedoch, dass myClubs hier die Stornogebühr an die Nutzer:innen weitergibt: Für diesen Fall stellt das Unternehmen eine „No-Show Fee“ in Höhe von 9,75 Euro in Rechnung. Zudem stehe Sportanbietern ohnehin die Teilnahme freiwillig zu.

Das Unternehmen gab Ende August einen Eigentümerwechsel bekannt. myClubs soll in den kommenden Wochen an die deutsche Fitness-Plattform Urban Sports Club übergehen. Die Marke selbst soll erhalten bleiben. Derzeit dürfen Betreiber nicht auf beiden Plattformen gelistet sein – ein gemeinsames Angebot werde laut myClubs überlegt.

Beschwerde bei Bundeswettbewerbsbehörde

Christian Hörl, Branchensprecher der Fitnessstudios in der Wirtschaftskammer, hält das Geschäftsmodell von myClubs für problematisch. Im Gespräch mit profil sagt er: „myClubs beachtet die Interessen von Studiobetreibern nicht.“ Sie erhalten nicht den vollen Preis für die angebotenen Stunden, auch dürfen sie nicht bei anderen Aggregatoren wie Classpass, Urban Sports Club oder EGYM gelistet sein. 

Versuchen Fitnessanbieter, sich mit einem anderen Aggregator ein zweites Standbein aufzubauen, würde myClubs gleich mit der Kündigung drohen. Eine solche Exklusivitätsklausel sei unüblich in der Branche. Hörl warnt vor der Zusammenarbeit mit myClubs: „Das Geschäft von myClubs beruht auf Untergrabung.“ Diese Strategie sei auch nach dem Eigentümerwechsel durch Urban Sports Club weiter zu erwarten. 

Die Bundeswettbewerbsbehörde prüft derzeit eine Beschwerde. Ob myClubs tatsächlich seine Marktmacht missbraucht, werden die Ergebnisse erst zeigen.

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.