Rainer Nikowitz
Satire

Rainer Nikowitz: Ruf doch mal an!

Und schon wieder einmal werden Vorwürfe gegen den armen Wolfgang Sobotka an den Haaren herbeigezogen. Hört das denn nie auf?

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profil: Herr Nationalratspräsident, stimmt es, dass Sie 2016 bei Viktor Orbán angerufen haben, um dem damaligen Bundeskanzler Christian Kern zu schaden?

Sobotka: Also wirklich! Trauen Sie mir so etwas zu?

profil: Ihnen? Ungeschaut.

Sobotka: Ma, danke. Es tut gut, wenn man spürt, dass man sein politisches Leben nicht umsonst gelebt hat.

profil: Kern schlug Orbán damals im Zuge der Flüchtlingskrise vor, in Ungarn Aufnahmezentren für 5000 Abgeschobene aus Österreich zu finanzieren, um den Migrationsdruck zumindest ein wenig zu vermindern. 

Sobotka: Ja, das hätte ihm so gepasst. 

profil: Aber Ihnen nicht.

Sobotka: Schauen Sie, ich war damals Innenminister, ich hatte auch eine große Verantwortung. Ich musste genauso die Zahlen im Auge behalten.

profil: Welche?

Sobotka: Wir haben damals ungefähr so gerechnet: Pro 1000 bärtige junge Männer, die über die Grenze marschieren, gibt es bei der nächsten Wahl um 0,1 Prozent mehr für den Basti.

profil: Das ist fraglos eine sehr verantwortungsvolle, staatstragende Haltung. Die zieht sich bei Ihnen durch wie ein türkiser Faden. Darum sind Sie ja auch dermaßen uferlos geeignet für das protokollarisch zweithöchste Amt, das die Republik zu bieten hat. 

Sobotka: Ich bin aber kein Sesselkleber. 

profil: Nicht?

Sobotka: Nein. Ich räume gern den zweithöchsten Sessel.

profil: Wirklich?

Sobotka: Sicher! Sowie der ersthöchste frei wird.

profil: Oh Gott!

Sobotka: Das vielleicht auch irgendwann. Aber eins nach dem anderen.

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort