Stadträtin Ulli Sima (SPÖ)

Ulli Sima: "Republik soll Casinos-Anteile zurückkaufen"

Die Wiener Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) über den türkis-blauen Geheimplan zum Automatenglücksspiel, Schwerpunktkontrollen gegen illegale Anbieter und die Reverstaatlichung der Casinos Austria.

Drucken

Schriftgröße

INTERVIEW: JAKOB WINTER

profil: Vor zwei Wochen veröffentlichte profil einen Geheimplan der früheren ÖVP-FPÖ-Koalition. Demnach sollte das kleine Automatenglücksspiel in die Bundeskompetenz wandern. Eine gute Idee? Sima: Der Wiener Landtag hat mehrheitlich beschlossen, dass wir solche Automaten in Wien nicht haben wollen. Und dann kommt der Finanzminister und stellt sie über die Hintertür wieder auf? Das wäre eine Missachtung der Demokratie.

profil: Der Glücksspielmarkt gleicht einem Fleckerlteppich. Man braucht nur über die Wiener Stadtgrenze zu fahren und kann in Schwechat an Automaten spielen. Da wäre eine bundesweit einheitliche Regelung doch besser. Sima: Theoretisch könnte man dann die Automaten zwar bundesweit verbieten – aber das war sicher nicht der Plan der türkis- blauen Regierung. Die Intention war wohl, das kleine Automatenglücksspiel in Ländern durchzusetzen, wo es derzeit ein Verbot gibt. Und ich mutmaße, dass das was mit dem angeblichen Deal zwischen der FPÖ und Novomatic zu tun haben könnte.

Wenn wir schon Glücksspiel erlauben, dann sollte die Republik davon profitieren.

profil: Was spricht eigentlich gegen Glücksspielautomaten? Immerhin sind sie in fünf Bundesländern erlaubt? Sima: Die Wett- und Glücksspiellokale zerstören nicht nur Existenzen, sondern auch die Einkaufsstraßen, weil die so hohe Mieten zahlen. Da können normale Geschäfte nicht mithalten. Es wundert mich sehr, dass die Wirtschaftspartei ÖVP da nicht stärker dagegen aufsteht.

profil: Kritiker argumentieren, dass in Wien das illegale Glücksspiel boomt, weil es kein legales Angebot gibt. Sima: Das sehe ich nicht so. Auch im Wettbereich haben wir mit illegalen Anbietern zu kämpfen – obwohl Wettlokale in Wien erlaubt sind. Das Automatenverbot allein kann also nicht der Grund für das illegale Angebot sein. Wir gehen jedenfalls intensiv dagegen vor. Pro Monat gibt es mindestens einen Schwerpunkttag, wo wir uns einen ganzen Bezirk anschauen. Und wir werden immer seltener fündig. Die Situation hat sich dramatisch gebessert.

profil: Am Glücksspielmarkt werden die Karten gerade neu gemischt: Die tschechische Sazka-Gruppe könnte schon bald im Mehrheitsbesitz der Casinos Austria sein. Sima: Wenn wir schon Glücksspiel erlauben, dann sollte die Republik davon profitieren. Ich bin sehr dafür, dass die Republik die Anteile zurückkauft und die Casinos nicht ausländischen Eigentümern überlässt.

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.