Leonid Volkov im Gespräch mit profil

Oppositioneller Volkov: "Russland exportiert enorme Korruption"

Leonid Volkov erzählt von seinem Alltag als russischer Oppositioneller.

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profil: Was sollen die Regierungen im Westen tun? Sind Sanktionslisten gegen Putin-nahe Oligarchen die richtige Methode? Volkov: Absolut. Wenn man Putin weh tun will, dann muss man sein Geld finden und es einfrieren. Russland exportiert enorme Korruption. Hunderte Milliarden Dollar wurden aus der russischen Wirtschaft gestohlen und ins Ausland gebracht. Sie werden in Stadtvillen in Großbritannien, Landsitzen an der Côte d’Azur oder Penthäusern in Miami geparkt. Ehrlich gesagt haben sich Europa und Amerika jahrelang sehr tolerant gezeigt und nie gefragt, wie diese Vermögen entstanden sind. Diese Toleranz kommt jetzt zu einem Ende. Das wird Putin das Leben sehr erschweren. Die jüngsten US-Sanktionen gegen Oligarchen wie Oleg Deripaska haben viel bewirkt. Jene Oligarchen, die noch nicht auf der Sanktionenliste stehen, sind in Panik. Da entsteht viel Reibung innerhalb des Regimes und das ist gut.

profil: Oleg Deripaska kennt man in Österreich. Er besitzt zum Beispiel ein Hotel in Lech am Arlberg. Soll man seinen Besitz einfrieren? Volkov: Ja, natürlich soll man sein Vermögen einfrieren. Putin sieht seine Oligarchen nicht als eigenständige Geschäftsleute. Er sieht ihr Vermögen als sein eigenes Vermögen an. Dieses toxische Geld wird auch Europa vergiften, wenn man nicht aufpasst.

profil: Personengebundene Sanktionen sind Ihrer Meinung nach also besser als landesweite Sanktionen? Volkov: Ja. Oligarchen werden in Russland gehasst. Wenn es ihnen finanziell an den Kragen geht, hat niemand etwas dagegen. Deripaska soll bei Putin angefragt haben, ob er ihm den Verlust kompensieren wird. Es wird schwierig für Putin sein, dem Volk zu verkaufen, dass er Deripaska mit russischen Steuergeldern aus der Patsche helfen soll.

Das ganze Interview lesen Sie im aktuellen profil 22/2018.

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