Răzvan Nicolescu im Jahr 2014 als rumänischer Energieminister

OMV-Streit in Rumänien: „Stern will bei Petrom eine schwächere Aufsicht“

Răzvan Nicolescu, rumänischer Ex-Minister und Aufsichtsrat der OMV-Tochter Petrom, ist auf Konfrontationskurs mit OMV-Boss Alfred Stern. In einem Brief forderte er dessen Rücktritt als Petrom-Aufsichtsratschef. Im Interview legt er nach.

Drucken

Schriftgröße

Ende Juni haben Sie OMV-Chef Alfred Stern in einem Brief mit harten Worten zum sofortigen Rücktritt als Aufsichtsrats-Vorsitzender der rumänischen Tochter OMV Petrom aufgefordert. Warum?

Răzvan Nicolescu

Aufsichtsräte müssen im Interesse des Unternehmens handeln. Ich denke, dass es für OMV Petrom viel besser wäre, so bald wie möglich einen neuen Vorsitzenden zu haben. Nach der Wiederwahl des Aufsichtsrats hätte ich einen Vorsitzenden erwartet, der Brücken bauen kann. Wenn es schlechter wird statt besser, muss man handeln. Es ist nichts Persönliches, und ich würde mich freuen, mit dem OMV-Aufsichtsrat und anderen Investoren die Lage zu besprechen – im Beisein von Alfred Stern. Ich hätte interessante Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zu teilen und offen zu diskutieren.

Glauben Sie, dass – umgekehrt – Stern möglicherweise nicht mag, wie Sie Ihre Tätigkeit als Aufsichtsrat anlegen?

Nicolescu

Ich versuche, sorgfältig zu sein. Ich stelle viele Fragen. Und dank meiner Fragen haben wir beispielsweise 250 Millionen Euro gespart, als wir die geplante Akquisition einer Firma stoppten, die mittlerweile ihren Wert verloren hat. Aufsichtsräte sollen zusätzlichen Wert für das Unternehmen bringen. Wir müssen effektiv sein, nicht angenehm. Was wir tun, ist in den Protokollen nachlesbar.

Der Gewinn von OMV Petrom (Anm.: die OMV hält 51 Prozent, der rumänische Staat 21 Prozent, ein Teil der restlichen Aktien wird an der Börse gehandelt) hat sich nach einem Ausreißer nach oben 2022 auf einem viel höheren Level stabilisiert als zuvor. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Das Unternehmen hat regelmäßig Dividenden ausgeschüttet. Man könnte fragen: Worüber beschweren Sie sich eigentlich?

Stefan Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.