Wie lege ich mein Geld nachhaltig an?

Das Angebot an umweltfreundlichen Geldanlageprodukten ist unübersichtlich. Woran sich Anleger orientieren können, welche Anbieter Nachhaltigkeit tatsächlich ernst nehmen und wer sich nur einen grünen Anstrich gibt.

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Noch vor einigen Jahren musste man nachhaltige Geldanlagen gleichsam mit der Lupe suchen, heute sprießen sie aus dem Boden wie die sprichwörtlichen Schwammerl. Kaum eine Bank, die nicht auch "Nachhaltigkeit" verspricht - und die Nachfrage gibt ihnen recht. So investierten österreichische Privatanleger im vergangenen Jahr zwölf Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen - das ist ein Plus von 78 Prozent gegenüber 2019. In Summe stiegen die nachhaltigen Geldanlagen hierzulande um 29 Prozent auf fast 39 Milliarden Euro, wie aus dem Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hervorgeht.

Die auch international stetig steigende Nachfrage hat jedoch dazu geführt, dass das Angebot immer weniger überschaubar wird und auch unseriöse Anbieter das große Geschäft wittern. "Im Wettlauf um die Vermarktung etikettieren manche Vermögensverwalter ihre Produkte irreführend als nachhaltig, obwohl sich bei den zugrunde liegenden Anlagestrategien oder Aktionärspraktiken nichts grundlegend geändert hat", kritisierte Ashley Alder, Chef der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO), vergangene Woche. Die Institution mit Sitz in Madrid, der über 100 nationale Aufsichtsbehörden in Europa, Asien und Nordamerika angehören - für Österreich ist die Finanzmarktaufsicht (FMA) vertreten - will den Playern künftig genauer auf die Finger schauen und Anleger vor sogenanntem Greenwashing besser schützen. Außerdem soll sich die Branche auf gemeinsame Begriffe und Definitionen für nachhaltige Investments verständigen, um auch weltweit Übereinstimmung zu erzielen.

Von den rund 10.000 derzeit am österreichischen Markt erhältlichen Investmentfonds erfüllt nur rund ein Drittel die ESG-Kriterien. Das Akronym steht für Environment, Social und Governance; es müssen also bestimmte Kriterien hinsichtlich Ökologie, Sozialstandards und guter Unternehmensführung erfüllt sein.

Doch wie erkennt der potenzielle Anleger, welche Anbieter Nachhaltigkeit ernst nehmen und wer sich nur einen grünen Anstrich gibt? Ganz ohne Recherche geht es bei der Fülle an Finanzprodukten freilich nicht. Man ist gut beraten, sich an renommierten Gütesiegeln zu orientieren. Das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte beispielsweise schließt Investments in fossile Energien, Atomkraft, Gentechnik oder Rüstung aus. Es besteht seit 2004 und ist das älteste Finanzlabel Europas. Ausgezeichnet werden Fonds, Green Bonds sowie Spar-und Giroprodukte. Per Ende vergangenen Jahres umfasste es 165 zertifizierte Finanzprodukte mit einem Volumen von insgesamt 18 Milliarden Euro.

Seit 2015 wiederum vergibt das Forum Nachhaltige Geldanlagen ein Siegel für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum, das jährlich erneuert werden muss. Um ein FNG-Siegel zu erhalten, muss ein Fonds gewisse Mindeststandards einhalten. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Das FNG-Siegel arbeitet mit verschiedenen Stufen; zu empfehlen sind Fonds, die mit drei Sternen bewertet wurden.

Und dann wäre da noch das "Ecoreporter"-Siegel für nachhaltige Geldanlagen des gleichnamigen Online-Magazins. Seit 2013 bewertet die in Dortmund ansässige Redaktion Banken, Anlageberatungen und Finanzprodukte. Zudem werden Investmentfonds und ETFs regelmäßig auf ihre Nachhaltigkeit getestet. Die Mindeststandards sind mit fünf Ausschlusskriterien definiert: Atomenergie, Rüstung, Kinderarbeit, praktizierte Todesstrafe und schwere Menschenrechtsverletzungen. Außerdem müssen die mit dem Siegel Ausgezeichneten bei Investitionen in Aktien oder Anleihen Gentechnik, Tierversuche, Glücksspiele und Suchtmittel ausschließen.

Grundsätzlich gilt: Je detaillierter sich Banken und Fonds äußern, desto glaubwürdiger sind sie meist. Wer Investments in Öl und Kohle nicht dezidiert ausschließt, hält höchstwahrscheinlich welche. 

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).