Friedensnobelpreis geht an Oppositionelle aus Venezuela
Von ihren Anhängerinnen und Anhängern wird sie auch „La Libertadora“ genannt, was übersetzt die „Befreierin“ bedeutet.
Der Friedensnobelpreis 2025 geht an die 58-jährige Politikerin María Corina Machado aus Venezuela. Das gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo heute um 11:00 Uhr bekannt. Machado wird für ihren Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes ausgezeichnet.
Die Demokratie lebt von Menschen, die sich weigern zu schweigen.
Wer ist María Corina Machado?
Der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Jørgen Watne Frydnes, lobte die liberale Oppositionspolitikerin Machado als eine „engagierte Verfechterin des Friedens“, die „die Flamme der Demokratie in einer Zeit zunehmender Dunkelheit am Leben erhält“. In seiner Rede sagte er unter anderem: „Die Demokratie lebt von Menschen, die sich weigern zu schweigen."
Und genau das tat María Corina Machado in den letzten Jahren. Sie gilt als entschiedene Widersacherin des seit über einem Jahrzehnt regierenden venezolanischen Staatschefs und Diktators Nicolás Maduro. Er hat das Land, das eigentlich über große Erdölvorkommnissen verfügt, in die wirtschaftliche Rezession getrieben. Außerdem unterdrückt er die Opposition, die de facto keine Chance mehr auf einen fairen und freien Wettbewerb mehr hat.
Im Vorfeld von den Wahlen ausgeschlossen
María Corina Machado ist ein gutes Beispiel dafür. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2024 wurde sie als Kandidatin ausgeschlossen. In den kommenden 15 Jahren darf sie offiziell kein politisches Amt ausüben. Das zeigt, wie nervös Maduro, der sich erneut zum Sieger erklärte, mittlerweile geworden ist und wie sehr er Widersacherinnen fürchtet. Zumal Machado als Tochter einer Unternehmerfamilie und als studierte Wirtschaftsingenieurin authentisch über die Krise in Venezuela sprechen kann. Bereits im September 2010 wurde sie mit der höchsten Stimmenzahl und dem größten Vorsprung aller Kandidaten in die Nationalversammlung gewählt. Als oppositionelle Abgeordnete weigerte sie sich immer wieder, in Verhandlungen mit der Regierung zu treten. Nachdem sie 2024 von den Wahlen ausgeschlossen wurde, mobilisierte Machado weiter im oppositionellen Lager. Nicht nur in Venezuela selbst, sondern auch in der weit verzweigten Diaspora. Diese wird angesichts der grassierenden Armut immer größer.
Immer mehr Menschen fliehen aus Venezuela. Fast acht Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner - etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung - haben in den letzten Jahren das Land verlassen.
María Corina Machado ist geblieben. Im vergangenen Jahr musste sie allerdings zeitweise untertauchen.
Wer war noch nominiert?
Nominiert waren in diesem Jahr 338 Kandidaten, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen. Mehr über den Auswahlprozess lesen Sie hier. In diesem Jahr gab es 52 Nominierte mehr als im Vorjahr. Wer unter ihnen ist, wird von den Nobelinstitutionen stets 50 Jahre lang geheim gehalten.
Einige bekannte Namen wurden im Vorfeld dennoch als Favoriten gehandelt. Darunter der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Witwe des in russischer Haft verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja sowie die syrische Friedensaktivistin Abir Hadsch Ibrahim.
Im vergangenen Jahr war die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die Organisation setzt sich für eine atomwaffenfreie Welt ein.
Und auch in diesem Jahr wurde nicht eine Einzelperson als Favorit gehandelt, sondern eine Organisation: das Freiwilligennetzwerk Emergency Response Rooms (ERR), das im Bürgerkriegsland Sudan wichtige Hilfe leistet.
Der Elefant im Raum: Donald Trump
Direkt nach der Bekanntgabe der Gewinnerin in Oslo sprach die versammelte Presse den Elefanten in Raum an. Ein Journalist fragte das Nobelkomitee, wie man sicherstellen wolle, dass es für María Corina Machado genug Aufmerksamkeit geben werde?
Es ein offenes Geheimnis, dass US-Präsident Donald Trump den Friedensnobelpreis unbedingt haben will. Alles andere, sagte Trump kürzlich, wäre eine „Beleidigung“ für die USA. Der jüngste Durchbruch im Israel-Gaza-Krieg hat Trumps Chancen tatsächlich verbessert. Aber die letzte Sitzung des Nobelkomitees fand bereits am Montag statt. Eine Einigung fiel also bereits davor. Dazu kommt, dass noch unklar ist, wie es mit Trumps-Friedensplan weitergeht und ob es jemals zu einer zweiten Stufe kommen wird.
Trump wusste wohl auch selbst, dass er sich in diesem Jahr keine zu großen Chancen ausmalen sollte. Bereits im Vorfeld zog er mit den folgenden Worten über die Jury her: „Sie werden ihn irgendeinem Typen geben, der verdammt noch mal nichts gemacht hat."
Das kann man von María Corina Machado, der diesjährigen Gewinnern, nicht behaupten. Seit Jahren setzt sie sich in einem autoritären Regime für Meinungsfreiheit und freie Wahlen ein. Aus Sicherheitsgründen musste sie sich immer wieder verstecken. Obwohl der Opposition immer weniger Raum bleibt, hat sie Venezuela nicht verlassen.
„Ich bin hier, mit euch, und bis zum Ende“, schrieb sie im Januar 2025 auf der Kurznachrichtenplattform X.