Donald Trump überzieht die Welt mit Zöllen. Damit macht er wahr, was er im Wahlkampf in zahlreichen Reden angekündigt hat. In Trumps Welt werden die USA von ihren Handelspartnern über den Tisch gezogen. Das gilt auch für die EU, die mehr in die USA exportiert als umgekehrt. Im Warenhandel mit den USA verbuchte die EU 2024 einen Überschuss in Höhe von rund 198 Milliarden Euro. Jetzt hat Trump Zölle in Höhe von 30 Prozent für Güter aus der EU angekündigt, die ab August gelten sollen und aktuelle pauschale Zölle auf Importe von zehn Prozent ersetzen sollen.
Trump setzt auch deswegen so vehement auf Zölle, weil seine „Big Beautiful Bill“, ein gigantisches Ausgaben- und Steuergesetzespaket, den US-Haushalt belastet. Einen Teil dieser Verluste will Trump mit Zöllen abfedern. Laut Finanzminister Scott Bessent sollen mit den Einfuhrzöllen bis Jahresende mehr als 300 Milliarden US-Dollar in die US-Haushaltskasse fließen. Aus der EU käme ein Drittel dieser Summe.
Aber nicht immer ist das US-Haushaltsdefizit der Grund für die Rekordzölle. Trump nutzt sie auch als Druckmittel, um politische Zugeständnisse zu erpressen. Es geht um die Rücknahme illegaler Migranten, Gerichtsprozesse gegen politisch Gleichgesinnte und den internationalen Drogenschmuggel.
Brasilien: 50%
Trump begründet die Zölle mit dem Vorgehen der brasilianischen Justiz gegen den früheren rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro. Er ist angeklagt, im Jänner 2023 einen Putsch geplant zu haben. Trump spricht von einer „Hexenjagd“.
Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa, Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva und Indiens Premier Narendra Modi trafen sich im Juli auf einem Meeting der BRICS-Staaten.
Zölle von 106 Prozent auf einem Bild
Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa, Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva und Indiens Premier Narendra Modi trafen sich im Juli auf einem Meeting der BRICS-Staaten.
Indien: 26%
Kein Öl aus Venezuela mehr, so lautet Trumps Forderung an Indien, das 2024 monatlich zwei Millionen Barrel aus Venezuela importierte. Sonst drohen zusätzlich noch einmal 25 Prozent Strafzölle. Indien lenkte ein und beendete die Lieferungen aus Venezuela, dem Trump vorwirft „Kriminelle“ in die USA zu schleusen.
Südafrika: 30%
Trump spricht von „Genozid“ an weißen Farmern in Südafrika – eine Verschwörungstheorie, gerichtet an seine rechte Basis. Die Beziehungen zu Pretoria sind eisig: Staatschef Cyril Ramaphosa warf Trump vor, Handelsdaten zu manipulieren, um seine Zölle von 30 Prozent zu legitimieren.
Kanada: 35%
Fentanyl, ein künstliches Opioid und fünfzig Mal stärker als Heroin, wird mit Chemikalien aus China hergestellt und von Kartellen aus Mexiko vertrieben. Ein kleiner Teil kommt auch über Kanada. Trump kündigte deswegen eine „Anpassung“ der Zölle an, sollte Kanada „den Fentanyl-Fluss nicht stoppen“, wie er sagt.
Mexiko: 30%
Das Nachbarland ist der größte Handelspartner der USA. Trump knüpft seine Zölle an zwei Forderungen: Mexiko müsse den Drogenhandel (insbesondere mit Fentanyl) stärker bekämpfen als auch die illegale Migration über die gemeinsame Grenze stoppen.
„Alle sagen, dass du, Donald, ein kluger Typ bist, aber das ist eine sehr dumme Sache“, sagte Mexikos sozialistische Präsidentin Claudia Sheinbaum im März. Mexiko und Kanada kündigten Mitte Juli an ihre Handelszusammenarbeit auszubauen.
„Alle sagen, dass du, Donald, ein kluger Typ bist, aber das ist eine sehr dumme Sache.“
So Mexikos sozialistische Präsidentin Claudia Sheinbaum im März über Trumps Zollideen. Mexiko und Kanada kündigten Mitte Juli an ihre Handelszusammenarbeit auszubauen.
Taiwan: 32%
Die Insel exportiert vor allem Mikrochips und Halbleiter in die USA. Trump will, dass die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), der in Taiwan beheimatete größte Chiphersteller der Welt, Werke in den USA eröffnet. Dem ist TSMC bereits mit Milliardeninvestments nachgekommen.
Mauritius: 40%
Der kleine Inselstaat Mauritius, einst ein US-Verbündeter (auf dem nordöstlichen Chagos-Archipel sind US-Soldaten stationiert), ist als Freihandelspartner Chinas eng in chinesische Lieferketten eingebunden. Diese möchte Trump stören, um Chinas Volkswirtschaft im Handelskrieg einen Dämpfer zu verpassen.
Kolumbien: 10%
Kolumbien hatte sich im Jänner geweigert, US-Militärflugzüge landen zu lassen, mit denen die US-Regierung Migranten abschieben wollte. Trump konterte mit angedrohten Zöllen von 25 Prozent. Kolumbien gab dem Druck nach: Die USA schieben heute wieder in den Südamerikastaat ab.
seit Juli 2025 im Außenpolitik-Ressort. Davor freier Journalist für APA, Kurier und die deutsche Nahostfachzeitschrift zenith. Interessiert an Nahost, Kaukasus und Osteuropa.