Schafe grasen unter Solarpanelen, die teilweise mit einem großen Euro-Schein überlagert sind. Die Wiese ist grün und uneben.
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Gutes Geld

Während uns die Folgen der Erderwärmung viel kosten, verspricht die Klimawende Gewinne. Wie Sie nachhaltig davon profitieren können – nicht nur an der Börse.

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Der Klimawandel bedroht vieles – auch die Rendite von Anleger:innen. Geht die Erderwärmung ungebremst weiter, werden klassische Depots nach einer Studie von Allianz Research 2050 nur noch vier Prozent abwerfen. Knapp zweistellige Jahresrenditen, wie man sie seit den 1980ern mit einer Diversifikation von 60 Prozent Aktien und 40  Prozent Anleihen in den USA als dem global lukrativsten Kapitalmarkt einfahren konnte? Rücken unter anderem durch Produktionsausfälle oder gestörte Lieferketten aufgrund von Naturkatastrophen, die die Erträge und damit Börsenkurse vieler Unternehmen negativ beeinflussen, in weite Ferne.

Was darf’s denn sein?

Natürlich sind Langfristprognosen wie diese mit Vorsicht zu genießen. Innovative Unternehmen können durch Klimawandelanpassungen und die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft durchaus gutes Geld verdienen, der Technologie-Sektor wird wohl auch für Produktionsschübe sorgen. Sicher ist aber: Das Portfolio gehört angepasst. Ein Weg: Investments in nachhaltige Projekte und Unternehmen. Je nach Risikoappetit, Kapital und gewünschtem Engagement spannt sich das Feld der Anlageoptionen von Aktien, Fonds und Green Bonds bis hin zu Impact Investing oder Crowdfunding. Anbieter wie WiWin, OneCrowd oder ecoligo konzentrieren sich etwa auf die Finanzierung von Projekten im Bereich der Erneuerbaren durch die Crowd. Auch Bürger:innen-Beteiligungen sind eine Möglichkeit. So sind etwa rund 2.600 Menschen an der Windkraft Simonsfeld AG beteiligt. 

Den Einstieg in den Sektor finden die meisten Privatanleger:innen über börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Statt sich mit Chancen und Risiken eines Investments in einzelne Unternehmen oder Projekte zu beschäftigen, investiert man in passive Fonds, mit denen man einen ganzen Aktienkorb von nachhaltigen Unternehmen unterschiedlichster Branchen oder auch nur eines Sektors, wie etwa „Green Energy“, einkauft. Laut Vermögensverwalter Andreas Enke schnitten schon einfache ESG-Indexfonds in den vergangenen fünf Jahren um etwa einen Prozentpunkt besser ab als die üblichen Schwestern-ETFs, unter anderem weil im Portfolio weniger Unternehmen aus Sektoren stecken, die besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden – wie etwa Schwerindustrie, Bergbau oder Ölförderung. Stattdessen setzen nachhaltige Fonds und ETFs auf Klimagewinner, die neue, gewinnträchtige Produkte und Dienstleistungen für die bessere Anpassung an den Klimawandel entwickeln. Enke rät allerdings, sich die jeweilige Zusammensetzung der Anlageprodukte sehr genau anzusehen – Stichwort: Greenwashing. 

220 %

hat der Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened mit Fokus auf nachhaltige Halbleiterunternehmen seit 2020 zugelegt. Er führt damit das Ranking der ESG-ETFs an.

Nicht vergessen sollte man bei aller harten Rechnung und berechtigten Skepsis aber: Die Rendite liegt auch in einer besseren Zukunft. Denn mit ihrem Geld unterstützen Anleger:innen grüne Innovationen und fördern saubere Technologien, die CO₂-Emissionen reduzieren und die Kreislaufwirtschaft voranbringen. Ohne private Investor:innen wäre die grundlegende Transformation der Wirtschaft zudem auch kaum zu finanzieren. Die EU beziffert die fürs Gelingen der Klimawende europaweit notwendigen zusätzlichen Mittel auf rund 390 Milliarden Euro pro Jahr bis 2030. Oesterreichs Energie, die Interessenvertretung der E-Wirtschaft, schätzt allein den Investitionsbedarf im heimischen Stromsystem auf mindestens 60 Milliarden Euro. 

Ohne Private geht es nicht

Während große Energie-Unternehmen aufgrund ihrer Bonität in der Lage sind, Projekte zu guten Konditionen zu finanzieren – zudem handelt es sich dabei oftmals um Beteiligungen der öffentlichen Hand –, müssen kleinere Vorhaben auf den Kapitalzufluss von Privaten hoffen. Immerhin: Das Interesse an Transformationsfinanzierung scheint gegeben, wie etwa die Transition-Investing-Plattform von BlackRock zeigt. Sie hat ein Volumen von 100 Milliarden US-Dollar. 
Mittendrin statt nur dabei.

Ein weiterer Weg, um die Wirtschaftswende anzuschieben und gleichzeitig von ihr zu profitieren, ist, selbst Teil des Wandels zu werden. Etwa im Bereich der erneuerbaren Energien. Auf die Sonne setzt zum Beispiel die Trianel Energieprojekte Austria GmbH. Ihr Geschäft: nachhaltige Agri-Photovoltaik-Projekte. Die Module der PV-Freiflächenanlagen werden auf Äckern, Wiesen oder Weiden installiert. Zwischen den Modulen bleibt Platz für Anbau oder Tierhaltung, mindestens 75  Prozent der Fläche können wie gewohnt bewirtschaftet werden. Flora und Fauna profitieren von Schatten, reduzierter Verdunstung und Schutz vor Extremwetter. „Und den Landwirt:innen eröffnen wir eine Möglichkeit, über langfristige Pachteinnahmen zusätzliches Einkommen zu erzielen. Alle Förderungen bleiben erhalten, für einen Blühstreifen, der die Biodiversität unterstützt, kommen sogar Förderungen dazu“, so Geschäftsführer Herbert Muders. Mehr als 80 Standorte gibt es bereits. 

Und wer keine (landwirtschaftlichen) Freiflächen hat? Kann der Rendite-Sonne vielleicht ja mit einer eigenen PV-Anlage näherkommen. Hier profitieren die Besitzer:innen gleich mehrfach von ihrer Investition: durch geringere Stromkosten, höhere Energieunabhängigkeit, mögliche Einspeisevergütungen und Fördergelder, eine Steigerung des Immobilienwerts sowie gegebenenfalls das günstigere Laden des E-Autos vor der Haustür. 

Text: Daniela Schuster