Drei Gänge mit … Herwig Straka
Und plötzlich klingelt Herwig Strakas Handy. Auf dem Display steht „Moritz Thiem“, und ich bin aufgeregt: Wird er abheben? Und falls ja: Worüber werden die beiden reden? Für alle, die im Tennis nicht so zu Hause sind, ein paar Namen und Fakten: Moritz Thiem ist der kleine Bruder von Dominic Thiem und tritt als dessen Manager auf. Herwig Straka wiederum gilt als einer der profiliertesten Sport- und Eventmanager des Landes, er hat sich auch eine Zeit lang um Thiem gekümmert. So lange, bis er genug hatte von Thiems eigenartiger Familie, die einerseits Österreichs wohl größtes Tennistalent seit Thomas Muster hervorbrachte, dieses andererseits aber auch zerstörte, bevor Dominic Thiem sich langfristig an der Weltspitze festsetzen konnte. Straka und die Thiems haben sich vor ein paar Jahren getrennt, offiziell im Guten, über die Gründe der Trennung hat aber keine Seite offiziell geredet, und sie sollte eigentlich auch bei diesem Termin nicht Thema sein. Und dann ruft der kleine Bruder an, keine fünf Minuten, nachdem sich Straka zu mir an den Tisch gesetzt hat.
Als wir übernahmen, war das Turnier eigentlich am Ende. Ich war die ersten Jahre damit beschäftigt, den Geruch der Fritteuse aus der Stadthalle zu bringen.
Turnierveranstalter
Das Restaurant „Schmidhofer im Palais“ in Graz hatte Straka vorgeschlagen, sein Büro ist nur ein paar Schritte entfernt – und in diesen Tagen hat er nicht so übertrieben viel Zeit. Am Wochenende beginnt in Wien das Erste Bank Open, Österreichs größtes Tennisturnier. Straka ist der Organisator des Turniers. Er kümmert sich nicht nur darum, dass in diesem Jahr gleich fünf der aktuell zehn besten Tennisspieler der Welt dabei sind – der italienische Weltranglisten-Zweite Jannik Sinner genauso wie der verhaltensauffällige Deutsche Alexander Zverev –, er schaut auch, dass der Event, wie er es nennt, „ein Premium-Produkt ist“.
Als Straka das Stadthallen-Turnier 2008 übernahm, war es sehr weit davon entfernt. Der Hauptsponsor war abgesprungen, für die Spieler war es wenig reizvoll, weil es weder hohe Antrittsgelder noch viele ATP-Punkte gab (die für die Weltrangliste wichtig sind, Anm.), weswegen maximal die dritte Kategorie der Tennisprofis nach Wien kam, was wiederum dazu führte, dass auch die Zuschauer ausblieben. „Als wir übernahmen, war das Turnier eigentlich am Ende“, sagt Straka, „es war kein Erlebnis mehr, es gab keine Side-Events, keine Musik, die Zuschauer bekamen für ihr Geld wenig Entertainment. Ich war die ersten Jahre damit beschäftigt, den Geruch der Fritteuse aus der Stadthalle zu bringen. Das war wirklich kein Premium-Produkt.“
Also begann Straka aufzuräumen. Er stellte Geld auf, Sponsoren, investierte in Antrittsgelder für charismatische Spieler wie den Briten Andy Murray oder den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga und hatte das Glück, dass sich Jürgen Melzer in einer späten Phase seiner Karriere dazu entschloss, hin und wieder auch einmal eine Tennispartie gewinnen zu wollen, vorzugsweise in Wien.