For Sale: Lukoil International.
Die Zentrale der Lukoil International am Wiener Schwarzenbergplatz.
Lukoil-Sanktionen: Ein Angebot, das man nur ablehnen kann
Robert Gulla ist zugeknöpft. Mehr als „ich will dazu wirklich nichts sagen“, lässt er sich am Telefon nicht entlocken. Der Österreicher Robert Gulla ist Geschäftsführer der Lukoil International Holding Gmbh mit Sitz in Wien. Unter dieser Gesellschaft ist das gesamte Auslandsgeschäft von Lukoil, Russlands zweitgrößtem Ölkonzern, gebündelt. Zur Größenordnung: In den Büchern der Wiener Holding steht ein Bilanzgewinn von 15 Milliarden Euro. Lukoil betreibt Ölfelder, Tankstellennetze, Raffinerien – Lukoil International besteht aus rund 140 Gesellschaften. Vor nicht ganz drei Wochen haben die USA die russischen Ölkonzern Lukoil und Rosneft auf die Sanktionsliste gestellt. Nicht ganz überraschend.
Das Management von Lukoil war darauf – auch nicht ganz überraschend - vorbereitet und präsentierte innerhalb kürzester Zeit einen Käufer für ihre Beteiligung außerhalb Russlands, das Rohstoffhandelsunternehmen Gunvor mit Sitz in Genf. Und jetzt kommt der Grund für die Sprachlosigkeit von Robert Gulla: Am Donnerstag vergangener Woche hat das US-Finanzministerium in einem kurzen Statement klargestellt, was sie von Gunvor hält. „Präsident Trump hat unmissverständlich klargestellt, dass der Krieg sofort beendet werden muss. Solange Putin die sinnlosen Morde fortsetzt, wird die Kreml-Marionette Gunvor niemals eine Lizenz erhalten, um zu operieren und Gewinne zu erzielen.“
Dass Lukoil ausgerechnet an Gunvor verkaufen wollte, war bemerkenswert frech. Gründer des Unternehmens ist der Oligarch Gennadi Timtschenko, ein enger Vertrauter von Wladimir Putin. Seine Anteile an Gunvor hat Timtschenko wenige Tage nach der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 an einen langjährigen Partner abgetreten. Gerade rechtzeitig. Kurz darauf stand Timtschenko auf der US-Sanktionsliste. Wie eng er im Hintergrund immer noch mit Gunvor verbandelt ist? Wer weiß.
Am 21. November läuft die Frist der US-Behörden ab, bis zu der alle Verbindungen zu Lukoil gekappt sein müssen. Wer dann noch Geschäfte mit dem russischen Ölkonzern oder einer seiner Töchter macht, riskiert selbst Sanktionen. Banken müssen bis dahin spätestens ihre Geschäftsbeziehungen mit Lukoil oder ihren Gesellschaften kündigen. Und auch der Verkaufsprozess der Lukoil International Holding sollte bis dahin über die Bühne sein. Die bulgarische Regierung will darauf nicht warten. Sie hat die Lukoil-Raffinerie in der Hafenstadt Burgas, die einzige im Land, unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt. Seit gestern wird die Anlage aus Angst vor Sabotage und Drohnenangriffen von Polizei und Militär streng bewacht. In Rumänien dürfte ein ähnliches Szenario bevorstehen. Sogar der Irak hat alle Zahlungen an den russischen Ölkonzern eingestellt.
Der Zerfall von Lukoil hat begonnen. Sanktionen wirken.
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