Morgenpost

Nach der Klimakonferenz: Österreichs Probleme bei der Energiewende

Erneuerbare Energiekapazitäten sollen verdreifacht werden, lautet der Beschluss der COP28. Dazu müsste Österreich vor allem die Windkraft ausbauen. Doch die Stromnetze reichen nicht einmal für die bestehenden Anlagen. Wie kann es weitergehen?

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Kaum jemand hatte große Erwartungen an die heurige Klimakonferenz in Dubai, wo sie doch im Ölstaat Nummer 1 abgehalten wurde. Doch entgegen allem Zweifel gelang den Staaten am letzten Konferenztag eine Einigung: Der Ausstieg aus fossilen Energien wie Öl, Gas und Kohle wurde immerhin als Ziel definiert. Das Abschlussdokument verpflichtet jedoch niemanden dazu, und auch sonst gibt es einige Schlupflöcher. Eine Bilanz lesen Sie hier

Jetzt sind die teilnehmenden Staaten gefordert, diesen historischen Beschuss nicht in ein historisches Nichts-tun münden zu lassen. Es bräuchte einen konkreten Fahrplan in die Klimaneutralität, wenn diese bis 2040 erreicht werden soll.

Was bedeutet das für Österreich? Keine große Überraschung: Die Lösung sind mehr Wasser-, Windkraft und Photovoltaik.

Allerdings ist das Potenzial der Wasserkraft so gut wie ausgeschöpft. Worauf der Fokus in Zukunft liegen sollte, weiß Johannes Schmidt. Er forscht am Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der BOKU und empfiehlt im profil-Gespräch, nun vor allem auf Windkraft zu setzen. Er rechnet vor: Damit Österreich 2040 klimaneutral sein kann, braucht es 4000 neue Windräder bis 2030. Doch gerade im nächsten Jahr droht eine große Flaute, wie profil berichtet

Wind stärker als Sonne

Im Vergleich zur Photovoltaik „passt Windkraft deutlich besser zum österreichischen Stromsystem“, sagt er. Solarpanels produzieren in vergleichsweise wenigen Tagesstunden im Sommer Strom – und kommen somit viel teurer als Windkraftanlagen. Ohne einen weiteren Ausbau von Windkraft, die auch über den Winter Strom liefert, müssten zusätzliche Stromspeicher errichtet werden.

Österreich hat jedoch ein technisches Problem, welches es zu lösen gilt. Ein Stromsystem ist nur so effizient wie seine Netze. Fachleute warnten zuletzt, dass die Infrastruktur keine Energiewende zulässt. Schon jetzt reichen die Kapazitäten teilweise nicht, dass Bürger mit Photovoltaikanlagen am Dach ihre Überschüsse ins heimische Netz einspeisen können. Das Stromnetz könnte zur „Achillesferse“ werden, warnte der technische Vorstand der Austrian Power Grid (APG), Gerhard Christiner, schon im Sommer. 

„Die Vorgaben machen zum großen Teil aber Unternehmen aus öffentlicher Hand. Dort müssen nun die Entscheidungen fallen“, fordert BOKU-Forscher Schmidt ein stärkeres politisches Commitment, Kapazitäten zu schaffen und stärker ins Stromnetz zu investieren. 

Was es sonst noch braucht, um Österreich in die Klimaneutralität zu führen, präsentiert der Forscher heute Vormittag im Rahmen des Projekts NetZero2040, gefördert vom Climate Research Program und durchgeführt von BOKU, IIASA (International Institute for Applied Systems Analysis) und der Österreichischen Energieagentur.

Elena Crisan

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.